Von Gott reden in der säkularen Gesellschaft
Wie bleiben Christen im tiefgreifenden kulturellen Umbruch Christen? Was wird aus der Kirche? Ingolf U. Dalferth ist überzeugt, dass die Theologie von Gott zu reden hat, um Antworten zu geben. Der Religionsphilosoph und Systematiker, 1995-2013 Professor in Zürich, sieht Theologie und Kirche herausgefordert: Im Zuge der neuen Spiritualität bastelt man zusammen, was man sich unter Gott vorstellt.
Ingolf Dalferth skizziert im Gespräch, wie die Theologie am Thema Gott bleiben kann. So werde sie im Konzert der Wissenschaften ihr Eigenes bewahren und für die Gesellschaft relevant sein. Er schildert die Entwicklung der Zürcher Theologischen Fakultät, in der die Religionswissenschaft heute neben der Theologie steht. "Das Thema, mit dem die Theologie weiterkommt, ist Gott. Agiert sie unter dem Stichwort Religion, ist sie gebunden an die abflachende Kurve derer, die sich für Religion interessieren".
Der Religionsphilosoph, der am Ende des Semesters in Zürich emeritiert wird, sieht in gewissen säkularen Gesellschaften neben starken Kontrasten auch Gleichgültigkeit zunehmen. In Europa stellt er eine "stark verkürzte" Selbstwahrnehmung fest: "Was wir für selbstverständlich halten, ist keineswegs überall selbstverständlich". Der Zürcher Landeskirche wünscht er, dass sie sich im Reformprozess nicht nur mit sich selbst beschäftigt: "Glaube, Hoffnung und Liebe wachsen nur, wenn man sie weitergibt, und um dafür Bedingungen zu schaffen, kann man nicht phantasievoll genug sein."
Lesen Sie die Teile des Interviews:
Spiritualität statt Religion?
Sind wir unterwegs zu einer post-säkularen Gesellschaft?
«Mit Gott kommt alles in den Blick»: Vom Wert der Theologie
Theologie und Religionswissenschaft an der Zürcher Fakultät
Europa und die Chance, Gott zu vertrauen
Ein Kompass für die Reform der Kirche
Dr. theol. Ingolf U. Dalferth hat seit 1995 als Ordentlicher Professor am Lehrstuhl für Systematische Theologie, Symbolik und Religionsphilosophie der Universität Zürich gewirkt. Er hält am Mittwoch, 29. Mai 2013, seine Abschiedsvorlesung.