Postmoderne

Nicht andere Formen oder originelle Ideen werden die Kirche in der Postmoderne retten. Vielmehr ist das Evangelium neuartig zu denken und zu leben.

In der postmodernen Unübersichtlichkeit lernen Kirchen: Sie können nicht mehr evangelisieren (d.h. an Bekanntes appellieren), sondern haben wieder Unbekanntes zu entschlüsseln – zu missionieren. Denn die Botschaft ist nicht mehr selbstredend: Kirchen werden von Aussenstehenden und Medien anders gelesen, als sie sich selbst verstehen.

Die «grossen Erzählungen» (Jean-François Lyotard), jene Leitvorstellungen, die bis 1945 den weltanschaulichen Rahmen der Moderne bildeten, sind zerbrochen. Das Vakuum wurde gefüllt mit dem Markt; er hat sich zur grossen Erzählung der Postmoderne entwickelt. Die Logik des Marktes – dass alles als Ware deklariert werden kann – durchdringt laut Alex Kurz jeden Lebensbereich. Zudem werden Medien wichtiger. Doch: «Wenn es nichts mehr gibt, was Menschen fraglos eint, kommt es zu sehr mühsamen Kommunikationsprozessen.»

Kirchen reagierten auf die neue Unübersichtlichkeit entweder mit Abschottung oder mit dem Versuch, als Autorität den religiösen Markt zu beeinflussen - oder sie vergeistlichen den Markt, was ähnlich verhängnisvoll ist: Kirche wird Kundenbedürfnissen entsprechend gestaltet. Doch hat sie mehr Ausstrahlung, wenn sie verschiedene Menschengruppen verbindet.

Was tun? Alex Kurz plädiert dafür, «den Markt zu instrumentalisieren mit der Logik des Evangeliums»: Mittel des Marktes einzusetzen, um die gute Botschaft von Jesus Christus zu leben und zu verkündigen. Dabei soll experimentiert werden. Zu entwickeln ist eine «Aussenseiterkirche mit Ausstrahlung, mit einer Theologie, die beantwortet, was Menschen fragen».

LKF-Tagung zur Postmoderne: «Aussenseiterkirche mit Ausstrahlung»
M. Herbst: Herausforderungen für Mission in der Postmoderne     
R. Kurz: Gemeindeforschung im Kreisel der Postmoderne