Abendmahl

Fest und Wegzehrung für den inneren Menschen

Die LKF-Tagung «Abendmahl: ein Gastgeber – viele Tische» vom 5. März 2016 suchte nach der geistlichen Fülle, die sich in der Feier des Abendmahls erschliesst, im Blick auf die postmoderne Sinnsuche.
Bericht und Dokumentation
Silvianne Bürki: Der Gegenwart Christi auf die Spur kommen
Luca Baschera: Feier des neuen Lebens
 

Das protestantische Verständnis des Abendmahls

In der Leuenberger Konkordie haben reformatorische Kirchen in Europa 1973 ihren gemeinsamen Glauben festgehalten. Zum Abendmahl:

«Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. Er gewährt uns dadurch Vergebung der Sünden und befreit uns zu einem neuen Leben aus Glauben. Er läßt uns neu erfahren, daß wir Glieder an seinem Leibe sind. Er stärkt uns zum Dienst an den Menschen.
Wenn wir das Abendmahl feiern, verkündigen wir den Tod Christi, durch den Gott die Welt mit sich selbst versöhnt hat. Wir bekennen die Gegenwart des auferstandenen Herrn unter uns. In der Freude darüber, daß der Herr zu uns gekommen ist, warten wir auf seine Zukunft in Herrlichkeit.
Im Abendmahl schenkt sich der auferstandene Jesus Christus in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein. So gibt er sich selbst vorbehaltlos allen, die Brot und Wein empfangen; der Glaube empfängt das Mahl zum Heil, der Unglaube zum Gericht.
Die Gemeinschaft mit Jesus Christus in seinem Leib und Blut können wir nicht vom Akt des Essens und Trinkens trennen. Ein Interesse an der Art der Gegenwart Christi im Abendmahl, das von dieser Handlung absieht, läuft Gefahr, den Sinn des Abendmahls zu verdunkeln.» (Art. 15.16.18.19)
 

Beobachtungen zur Praxis

jb. Angesichts dieser Aussagen stellen sich für die kirchliche Praxis kritische Fragen und Beobachtungen:

1. Wird im Feiern des Abendmahls der Gemeinschaftscharakter sichtbar oder wird er nur behauptet?
2. Wird im Feiern des Abendmahls die Grenze zum „Feierabendmahl“ verwischt, wenn Glauben und Unglauben nicht mehr angesprochen und unterschieden werden?
3. Ist in der Liturgie der reformierten Kirche nicht wenigstens ein Schuldbekenntnis mit Gnadenzuspruch, wenn nicht sogar die Einladung zur Beichte einzuführen?
4. Hat die alte Kirche beim Abendmahl streng an der Arkandisziplin festgehalten, so droht heute die Gefahr, dass das Abendmahl auf den Markt getragen wird, zu Menschen, die nichts damit anfangen können und sich innerhalb gottesdienstlicher Zwänge gemüssigt fühlen daran teilzunehmen - z.B. bei Feiern mit Kindern und Konfirmationen? Die Überbetonung des Sündermahls als Modell des Abendmahls gegenüber der anderen Dimension des verborgenen Abendmahls am Abend vor der Kreuzigung in religionspädagogischen Unterlagen, kann dazu führen, dass das Abendmahl zu einem horizontalen Gemeinschaftserlebnis wird.
5. Wird die ökumenische Dimension, d.h. die Verbundenheit mit der Einen Kirche aller Zeiten genügend betont? In diesem Zusammenhang sind wir in unserer Kirche aufgerufen, das ordinierte Amt nicht herunterzuspielen. Auf der anderen Seite muss es gerade in der reformierten Kirche zu einer vermehrten sakramentalen Bildung der Gemeinde kommen.

Dokumente
Reformierte Eucharistie nach Zwinglis Liturgie von 1525
E. Busch: Die ökumenische Dimension des Consensus Tigurinus
R. Reich: Der Consensus Tigurinus - Grunddokument der reformierten Kirche