Das Parlament der Kirchgemeinde Stadt Zürich beschloss am 9. Februar grössere Kompetenzen für die Kommissionen der zehn Kirchenkreise. Diese waren bei der Fusion 2019 als Mittelbau zwischen der Kirchenpflege und den 32 Quartiergemeinden eingerichtet worden.
Eine Parlamentarische Initiative, im Mai 2022 eingereicht, forderte eine andere Leitung und eigenständigere Arbeitsweise für die zehn Kirchenkreise: Statt den Kirchenkreiskommissionen, die von der gesamtstädtischen Kirchenpflege eingesetzt und ihr unterstellt werden, sollten Kirchenkreisleitungen (Einzelpersonen) von ihr eingesetzt werden, welche «selbstständig und in gemeinsamer Verantwortung mit den Pfarrerinnen und Pfarrern» arbeiten und dies «im direkten Dialog» mit den Mitgliedern tun. Die Kirchgemeindeordnung sollte entsprechend geändert werden.
In der Spezialkommission, welche die Initiative vorberiet, formulierte die Mehrheit einen Gegenvorschlag. Dieser zielte auf mehr Kompetenzen für die Kirchenkreiskommissionen. Weiter wurden für jeden Kirchenkreis neu ein Pfarrkonvent und ein Konvent aller Pfarrpersonen und Mitarbeitenden beantragt.
Das Parlament – drei Viertel der 43 Mitglieder waren anwesend – brachte in eineinhalb Stunden diverse Probleme der mit über 70'000 Mitgliedern einzigartigen Kirchgemeinde zur Sprache. Der Präsident der Spezialkommission erwähnte die Abgänge von Kirchenkreis-Betriebsleiter/innen, die mit gegensätzlichen Erwartungen nicht zurechtgekommen seien.
Ein Kommissionsmitglied forderte eine gute Arbeitsatmosphäre und -kultur. Die meisten «Brandherde» der letzten Jahre seien zwar gelöscht worden, doch manchen Angestellten sei die Geduld ausgegangen. Weniger Sitzungen müsse das Ziel sein. «Wir wollen nicht in Bürokratie versinken, sondern Energie freimachen für die eigentliche Arbeit.»
Der Erstunterzeichner der Initiative Lukas Bärlocher nahm den eigentlichen Auftrag der Kirche in den Blick: «Wir müssen für Menschen in jeder Lebenslage da sein.» Jetzt werde die die Energie «fürs System statt für die Menschen eingesetzt». Nötig seien kürzere Entscheidungswege. Mitglieder würden so ermutigt, sich für die Kirchgemeinde verantwortlich zu fühlen.
Die Präsidentin der Stadtkirchgemeinde Annelies Hegnauer warnte vor der «tiefgreifenden Strukturveränderung», welche das Ja zur Initiative nach sich ziehen würde. Die Kirchenpflege arbeite bereits intensiv an der «Reform 2.0» der Strukturen. Hegnauer erwähnte auch die Neubesetzung von sieben Kirchenkreis-Betriebsleitungen.
Endlich unterlag die Initiative dem Kommissionsantrag mit 6 zu 19 Stimmen. Die Kommission obsiegte über die Kirchenpflege, welche nichts ändern wollte, mit 18 zu 14 Stimmen.
Website des Kirchgemeindeparlaments
Dokumentation zu Initiative und Gegenvorschlag
Ausführlicher Bericht: Website EKVZ