• Kommunitäten und Bewegungen miteinander für Europa

    1969 Das Miteinander hat zwei Urspünge. Der erste ist das "Treffen von Verantwortlichen - TvV" eine seit 1969 jährlich stattfindende Konferenz von Verantwortlichen vor allem aus dem evangelischen und freikirchlichen Raum von inzwischen 80 unterschiedlichen Gemeinschaften, Kommunitäten, Bewegungen, Werke und freien Gemeinden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

    1998 Der zweite Ursprung ist das Treffen der katholischen Bewegungen mit Johannes Paul II. zu Pfingsten 1998. Der Papst zählt die Bewegungen zur charismatischen Dimension der Kirche. Damit finden sie ihren Platz innerhalb der katholischen Kirche. Der Papst sieht in ihnen die Antwort des Heiligen Geistes auf die dramatische Herausforderung unserer Zeit. "Institution und Charisma sind gleichermassen wesentlich für die Konstitution der Kirche."

    1999 Bei der Unterzeichnung der Erklärung zur Rechtfertigungslehre in Augsburg begegnen sich diese beiden "Miteinander-Bewegungen" im Ökumenischen Lebenszentrum Otmarring. Etwa 50 Personen aus dem TvV, darunter Helmut Nicklas, CVJM München, Gerhard Pross, CVJM Esslingen, sowie Friedrich Aschoff, geistliche Gemeinde-Erneuerung, treffen sich mit Chiara Lubich, Fokolare-Bewegung und Andrea Riccardi, Sant'Egidio. In allen ist der starke Wunsch, miteinander weiterzugehen.

    2000 Das TvV vom März 2000 erkennt in den beiden Impulsen von Chiara Lubich - die Liebe untereinander als Weg zur Einheit - und Prof. Ulrich Wilckens - die Trennung der Christen als Ursache des Atheismus - ein prophetisches Ereignis. Stellvertretend für die eigenen Kirchen und Bewegungen wird Busse getan und Vergebung gewährt. Auf diese Weise geschieht Versöhnung von Kirche zu Kirche, von Bewegung zu Bewegung. Um Vergebung bitten und den andern immer wieder vergeben, ist eine wesentlliche Voraussetzung für das Miteinander.

    2001 Unter dem Thema "Miteinander - wie sonst" versammeln sich im Dezember erst 800 Verantwortliche in der evangelischen Bischofskirche St. Matthäus in München, anschliessend über 5000 Mitglieder im Münchner Dom. Die Verantwortlichen schliessen ein Bündnis der gegenseitigen Liebe. Dieses wird zur Grundlage von allem, was sich später im Miteinander entwickeln soll.

    2002 Um die Auswirkungen des geschlossenen Bündnisses zu verstehen, treffen sich Vertreter verschiedener Gemeinschaften aus Deutschland und Italien in Rom. Hier entsteht der Plan, im Jahr 2004 in Deutschland eine grosse Begegnung der Mitglieder von Bewegungen der verschiedenen Kirchen aus ganz Europa durchzuführen: "Miteinander für Europa".

    2004 Stuttgart 1: Erster Grosskongress mit rund 9000 Teilnehmern, darunter 50 Bischöfen und vielen Politikern. Mehr als 100'000 Menschen verfolgen über Satellit das Ereignis in etwa 100 Parallelveranstaltungen. Von diesem Grossanlass geht viel Hoffnung aus. Christliche Bewegungen und Gemeinschaften haben einander kennen und schätzen gelernt. Sie haben ihre gemeinsame Liebe zu Jesus Christus entdeckt, sich gegenseitig ermutigt und einander neue Impulse gegeben.

    2006 Unter dem Thema "Miteinander Reichtum teilen" kommt es durch die Initiative des Schweizer Vorbereitungskreises und der Liebeskraft der Fokolare-Bewegung zu einer repräsentativen Fortsetzung von Stuttgart 1, nämlich zu einem Treffen christlicher Bewegungen und Gemeinschaften in Baar bei Zug. Dabei werden vielfach Ängste und Vorurteile ausgetauscht - und auch abgebaut. "Jesus gebietet, dass wir einander lieben sollen, und Paulus mahnt, dass wir es in Wahrheit tun sollen. Das ist anspruchsvoll."
    Die zahlreich anwesenden Bewegungen beschliessen, miteinander weiterzugehen und sich für das Gelingen von Stuttgart 2 mächtig einzusetzen. Die Teilnehmenden werden gewahr, dass sie Rückenwind haben und in Ausdauer und Freude einen Bau der Liebe vorantreiben sollen. Die anwesenden Kirchenvertreter sichern die Unterstützung durch die Kirchen zu.

    2007 Stuttgart 2: Im zweiten grossen Kongress sind wieder christliche Bewegungen und Gemeinschaften aus allen Ländern Europas vertreten. Durch die wachsende Gemeinschaft unter ihnen entsteht ein Netzwerk geschwisterlicher Beziehungen, das die verschiedenen Völker und Kulturen Europas verbindet. Dadurch wird in Ansätzen eine bereits bestehende Einheit Europas in seiner Vielfalt sichtbar, aus der Impulse für das gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben hervorgehen.
    Verantwortliche aus Kirche und Politik sehen in diesem Miteinander eine geistliche Ökumene verwirklicht. Diese "Ökumene der Herzen" ist die Grundlage für alle Bemühungen um Einheit im Volk Gottes. Ein afrikanischer Bischof: Bisher ist der geteilte Christus von Europa zu uns gebracht worden. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass der ganze Christus nach Afrika kommt.
    Neu gegenüber der Veranstaltung von 2004 ist, dass die über 240 anwesenden Bewegungen ihr gewachsenes Miteinander einbringen in eine gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft. Das entschiedene Ja zum Leben, zu Ehe und Familie, zur Schöpfung, zu einer verantworteten Wirtschaft, zur Solidarität mit den Armen, zum Frieden und zur Verantwortung für die Gesellschaft hat gesellschaftlich-politische Relevanz und steht 50 Jahre nach den Römischen Verträgen im Horizont einer Vision für Europa, die an die der Väter und Mütter der Europäischen Gemeinschaft anknüpft.

    Weiterführende Literatur
    Br. Thomas Dürr, Sr. Doris Kellerhals, Pierre Vonaesch (Hrsg.):
    Evangelische Ordensgemeinschaften in der Schweiz, TVZ/SEK 2003
    Offensive junger Christen OJC:
    Kommunitäten und geistliche Gemeinschaften, Salzkorn 1/2007

    Homepage des Netzwerks Miteinander für Europa

    Dokumente
    Miteinander christlicher Bewegungen und Gemeinschaften: Grundsätze
    Bericht von Stuttgart 2007: Neue Propheten braucht das Land
    T. Wipf: Die Bedeutung des Protestantismus für Europa

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