«Viel stärker wirkt die unmittelbare Erfahrung»

Die Evangelische Landeskirche des Kantons Thurgau fördert den Gemeindeaufbau. Der Kirchenratspräsident Pfr. Wilfried Bührer freut sich über Aufbrüche.

LKF: Was nehmen Sie in den Kirchgemeinden wahr?

Wilfried Bührer: Ich beobachte recht unterschiedliche Entwicklungen: einerseits Stagnation oder gar Rückschritt, anderseits mancherorts auch Aufbrüche und neuen Mut. Es gibt bereits mehrere Gemeinden, die auf freiwilliger Basis (durch Gründung von Unterstützungsvereinen) zusätzliche Stellen geschaffen haben und finanzieren. Diese Stellen dienen dem Gemeindeaufbau, insbesondere bei der jüngeren Generation.

Worauf kommt es im Gemeindeaufbau an?

Am wichtigsten ist ein langer Atem. Gemeindeaufbau ist nie eine Sache von Wochen oder Monaten, sondern immer von Jahren oder Jahrzehnten.

Was fördert die Thurgauer Kirche?

Die Thurgauer Landeskirche legt Wert darauf, dass der Grossteil der kantonalen Dienste ganz direkt wieder den Gemeinden zugute kommt. Selbst die zentrale Erwachsenenbildung in der Kartause Ittingen hat den Fokus stark auf den Diensten für die Gemeinden; sie heisst darum neu: tecum, Zentrum für Spiritualität, Bildung und Gemeindebau.

Wie wichtig ist Gemeindeaufbau für die Zukunft der Kirche?

Das geistliche Leben wird auch in Zukunft in den Gemeinden stattfinden. Starke Dachorganisationen (vgl. die aktuelle Diskussion um eine "Kirche Schweiz") haben ihre Berechtigung, soweit sie den Christen in diesem Land eine gemeinsame Stimme geben und den Gemeinden Aufgaben abnehmen, die nur übergemeindlich gelöst werden können. Sie dürfen aber den Gemeinden nicht unnötig Ressourcen wegnehmen.

Wir leben zwar im Medienzeitalter; viele nehmen Kirche nur über die Medien, d.h. mittel-bar wahr. Viel stärker wirkt trotzdem nach wie vor die unmittelbare Erfahrung. Und diese geschieht in den Gemeinden.