Das Buch Die Zukunft der Reformierten schildert gesellschaftliche Trends, fasst Fakten prägnant zusammen, benennt zentrale Problemfelder, stellt Spannungen dar und gibt Tipps. - Ein Durchgang durch die Studie, welche die Schweizer Reformierten die nächsten Jahre begleiten wird.
Jörg Stolz, Professor für Religionssoziologie in Lausanne, und seine Assistentin Edmée Ballif suchen auf den 200 Seiten Nähe und Distanz zu verbinden: Die neutrale, aus externer Sicht geschriebene Studie angewandter Sozialforschung wurde aufgrund des Vorsatzes erstellt, das schon bestehende Wissen innerhalb und ausserhalb der Kirchen und des SEK in einer Gesamtschau zu vereinigen und die relevanten Schlüsse zu ziehen.
Die Studie wurde vom Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK bestellt, als eine Grundlage für die Arbeiten an der Revision der SEK-Verfassung. Das Buch, von dem der SEK im Frühjahr bereits Auszüge publizierte, schlägt einen Bogen von umwälzenden Megatrends und ihren Auswirkungen in den reformierten Kirchen zu deren Reaktionen und zu Strukturfragen, die für eine hellere Zukunft zu lösen sind.
Folgerungen und Empfehlungen
In der Bilanz meinen die Autoren, dass die gesellschaftlichen Megatrends nicht aufzuhalten sind. Doch könnten die reformierten Kirchen in den nächsten Jahrzehnten, ihrer Schrumpfung zum Trotz, manches verbessern, etwa die Mitgliedschaftsbindung, den Gottesdienstbesuch und das reformierte Profil (Seite 190). Erfolgreiche Strategien einzelner Mitgliedkirchen sollten von anderen übernommen, der Wissenstransfer verbessert werden.
SEK und Mitgliedkirchen brauchen laut Stolz und Ballif eine klare, gemeinsame, offen kommunizierte und breit abgestützte Strategie, um Missverständnisse und Misstrauen intern zu überwinden. Der Aufbau einer wachsenden Gemeinsamkeit der Mitgliedkirchen sollte vom SEK in möglichst interaktiver, dienstleistungsorientierter und vernetzter Art geschehen. Alles, was der SEK tut, sollte den Mitgliedkirchen in ganz offensichtlicher Weise nützen (194). Eine Reformierte Kirche Schweiz braucht es dazu nicht.
I. Megatrends: Wie die Schweizer heute leben
Knapp und eingängig besprechen die Lausanner Soziologen, Direktor und Mitarbeiterin des Observatoire des Religions en Suisse, acht für die Reformierten relevante Megatrends: 1. Entflechtung gesellschaftlicher Teilsysteme von Religion (Säkularisierung), 2. Individualisierung, 3. neue Lebensformen und Lebensstil-Milieus, 4. Wertewandel, 5. Aufschwung säkularer Konkurrenten von Kirchen, 6. religiöse Pluralisierung und Zunahme der Konfessionslosen sowie 7. Informationsgesellschaft und neue Technologien. Die Wiederkehr der Religion, als achter Megatrend aufgeführt, wird von den Autoren auf den Medienhype angesichts des Aufkommens des Islam in Europa reduziert.
1. Entflechtung: In der säkularen Gesellschaft funktionieren Recht, Politik, Bildung, Gesundheit, Erziehung und Wissenschaft weitgehend nach ihren eigenen Gesetzen und Logiken, unabhängig von kirchlichen Vorgaben. Die Menschen finden sich in diesen Teilsystemen wieder. Immer mehr kommt ihnen das Religiöse als etwas vom sonstigen Leben Verschiedenes, ganz Andersartiges vor (Seite 35). Und: In neuester Zeit ist zu beobachten, dass das System der öffentlich-rechtlich anerkannten Landeskirchen seinerseits unter Druck gerät und weiter entflochten werden soll, auch wegen der starken Zunahme der Konfessionslosen (31).
2. Individualisierung: Die traditionellen reformierten und katholischen Milieus der Schweiz haben sich aufgelöst, an ihre Stelle treten Lebensstil-Milieus. Der Einzelne ist nicht durch Herkunft festgelegt, sondern hat die Wahl. Der Markt und die Konkurrenz weiten sich auf immer mehr Lebensbereiche und auf immer mehr Personengruppen aus Der Mensch wird (sich) selbst zum Produkt er handelt mit seinen Fähigkeiten und Eigenschaften, er wird abhängig vom Markt. Wohlstand bedeutet Freiheit und der Wohlfahrtsstaat befördert den Eindruck, dass man die Kirche nicht mehr braucht. So dass die Menschen zunehmend aus Angeboten wählen, sich auch selbst als Angebot sehen und sich von der Kirche nicht mehr sagen lassen, was sie zu glauben haben (36-39).
3. neue Lebensformen und Lebensstil-Milieus: Die Soziologen konstatieren neue Formen des Zusammenlebens und der Familie. Reformierte Frauen haben besonders wenig Kinder. Die meisten achten bei der Partnerwahl nicht mehr auf die Konfession, was der Weitergabe reformierter Identität abträglich ist. Mehrere der zehn sogenannten Sinus-Milieus (Studie für die katholische Kirche in Deutschland 2005) werden von der reformierten Kirche gar nicht mehr erreicht. Mit anderen Worten: So sehr sie Kirche für alle zu sein vorgibt, sagt sie doch mit ihrer Botschaft und ihren Werten einem beträchtlichen Teile der Bevölkerung nichts mehr (43).
4. Wertewandel: An die Stelle von Pflicht- und Akzeptanzwerten (Disziplin, Gehorsam, Pflichterfüllung, Treue, Selbstbeherrschung etc.) sind Selbstentfaltungswerte getreten, die Genuss, Erlebnis, Toleranz, Kreativität und den eigenen Weg betonen. Kirchen können laut Jörg Stolz "keine Wahrheiten mehr durchsetzen" (46). Statt Glauben und vorgeprägter Frömmigkeit verlangen die Leute Spiritualität nach ihrem Gusto.
5. Aufschwung säkularer Konkurrenten von Kirchen: Für die Autoren sind "die wichtigsten Konkurrenten der Kirchen in der Schweiz nicht so sehr andere Kirchen und Religionen", sondern säkulare Akteure, die in einem Teilbereich Gewünschtes anbieten: Freizeitclubs und Wellnessoasen, Esoterikseminare, Ritualveranstalter, Vereine mit Kinder- und Jugendprogrammen, Fürsorgestellen und Hilfswerke, Organisationen mit einer ökologischen oder kulturellen Mission . "Die Menschen können und müssen sich überlegen, ob nicht andere, oftmals säkulare Angebote ihre Bedürfnisse besser und kostengünstiger befriedigen" (47). Dies fordert die alteingesessenen Kirchen enorm heraus.
6. religiöse Pluralisierung und Zunahme der Konfessionslosen: Dadurch gerät laut Stolz auch "der von den Grosskirchen organisierte Service public" etwa in der Spitalseelsorge oder im Fernsehen unter Druck. Kirchen müssen sich interreligiös positionieren und sind der Erwartung ausgesetzt, zur Integration einen Beitrag zu leisten.
7. Informationsgesellschaft und neue Technologien: Menschen leben mit Massenmedien wie nie zuvor, wodurch sie die Sichtweise von deren Machern eher übernehmen. Medien richten Scheinwerfer auf bestimmte Bereiche; "die Aufmerksamkeit des Publikums ist ein knappes Gut"; Verkündiger auf der Kanzel haben das Nachsehen. Die Autoren raten den Kirchen zu einer professionellen Medienarbeit (52).
II. Reformierte im postmodernen Gegenwind
Wie leben angesichts dieser Megatrends die reformierten Kirchen und Gemeinden? Vor allem in der jungen, urbanen und gebildeten Bevölkerung verlieren sie Mitglieder, durch Austritte (v.a. wegen innerer Distanz) und die tiefe Geburtenrate. Der wöchentliche Kirchgang ist nach einer Grafik gesamtschweizerisch von über 25 % im Jahr 1965 deutlich unter 10 % gesunken. Das Engagement für die Gemeinde nimmt ab, die innere Bindung der Mitglieder an die Kirche löst sich. Symptomatisch: Die kirchliche Trauung wird zu einem "immer marginaleren Phänomen" (65). Die Autoren erheben den Mahnfinger: "Aus soziologischer Sicht können religiöse Gemeinschaften ohne ein Mindestmass an Mitgliedschaftsbindung schlicht nicht überleben" (67).
Reformierte haben die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt (oft unter dem billigen Vorwand, Kindern den Entscheid freizustellen). Ihnen rufen die Soziologen in Erinnerung, dass "die religiöse Sozialisation durch die Eltern am meisten Einfluss hat" (70). Die Schweiz ist allerdings kein Sonderfall: Der Forscherblick über die Grenzen zeigt, dass "die christlich-traditionelle Religiosität in praktisch allen westlichen 'postindustriellen' Staaten", nicht aber in den USA abnimmt (73).
Ohne mächtiges Oberhaupt, schwere Konflikte und Grossanlässe ziehen die Reformierten vergleichsweise wenig Medieninteresse auf sich. Umfragen haben eine geringe Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit ergeben. Die Mehrheit der Bevölkerung findet die Landeskirchen zwar als gesellschaftliche Akteure wichtig: "für die Unterstützung der sozial Schwachen, für die Weitergabe unserer christlich-abendländischen Kultur und für die Durchführung der Kasualien" - aber nicht oder nur punktuell fürs eigene Leben. Die verbreitete Haltung: "Es ist gut, dass es die Kirchen gibt, aber ich selbst brauche sie nicht (oder nur bedingt)" (79). Die überwiegende Mehrheit der Reformierten will, dass ihre Kirche eine Volkskirche bleibt und sich an die Gesamtheit der Bevölkerung richtet (83).
Neben den durch die Megatrends gegebenen riesigen Herausforderungen zeigen sich auch Chancen. "In beachtlichen Teilen der Bevölkerung finden wir ein allgemeines Interesse an spiritueller Selbstentfaltung, an Vermittlung von religiösen Werten an die eigenen Kinder, an der sozial-diakonischen Rolle der Kirche und, allerdings in sinkendem Masse, an Kasualien. Auch zeigen Gesellschaft und Politik insbesondere seit den Attentaten des 11. September 2001 ein neues Interesse an starken und verlässlichen Kirchen." Die Autoren finden, die Kantonalkirchen hätten "ein ganzes Arsenal von Massnahmen ergriffen", um diese Chancen wahrzunehmen, mit insgesamt ähnlicher Stossrichtung, aber "ganz unterschiedlicher Intensität und Konsequenz" (95).
III. Was die Kirchen anpacken ...
Nach dem 40-seitigen Kapitel über Kasualien und Kirchgang, das öffentliche Image, die Personalsituation und die Finanzen der reformierten Kirchen thematisieren die Autoren deren Reaktionen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen. Dieser Hauptteil des Buchs umfasst 70 Seiten. Stolz und Ballif konstatieren und besprechen: die Suche nach klarerer Identität, Bestrebungen zur Stärkung von Mitgliedschaft, Gottesdienst und Pfarrberuf, eine Neupositionierung der Diakonie, modernere Medienarbeit und besseres Management, reorganisierte Strukturen, die Umnutzung von Kirchen und Bemühungen in der Ökumene und im interreligiösen Dialog.
Die Schwäche reformierter Identität ruft nach klarerer Profilierung, darin seien sich grundsätzlich alle Reformierten einig, schreiben die Autoren. "Sie sollten genauer wissen, wer sie sind, wofür sie stehen, und was sie wollen." Reformierte halten viel darauf, glauben zu können, was und wie sie wollen. Marianne Bianchi von der Tessiner Kirche klagte im Interview: "Wir sind verzettelt. Wir wissen nicht, was wir glauben. Wenn wir geschlossener auftreten würden, ( ) dann würden unsere Mitglieder vielleicht ein bisschen gebundener sein, mehr Zusammenhalt haben und nicht einfach sagen: Es ist doch gleich, was wir glauben" (96).
... und wo sie schwächeln
Es werden "keine Grenzen gezogen", konstatieren Stolz und Ballif: weder durch Mitgliedschaftsregeln noch durch Glaubensinhalte, weder zu anderen Religionsgemeinschaften noch zur säkularen Gesellschaft. "Anders als z.B. vielen evangelikalen Freikirchen erscheint den Reformierten die moderne säkularisierte Gesellschaft in einem grundsätzlich positiven Licht." Zudem sind die Reformierten stolz auf die Kirche von unten; allen oberen Ebenen werde tendenziell misstraut. "Die Gemeindeglieder widersprechen der Kirchenpflege, die Kirchgemeinden widersetzen sich der Kantonalkirche, und die Kantonalkirchen sägen am Ast, auf welchem der SEK sitzt" (98).
Unter Stärkung der Mitgliedschaft findet sich auch die „neue Betonung von Mission und Evangelisation“ – weil die Reformierten „gut daran täten, neue Mitglieder zu gewinnen“. Aussagen interviewter Kirchenvertreter verdeutlichen die Hemmungen: Die reformierte Mission/Evangelisation soll nicht „evangelikal“ daherkommen. „Man will missionarische Kirche sein, ‚ohne aufdringlich zu missionieren‘, ‚nicht im Sinne von Proselytismus‘, nicht ‚naiv als Evangelisation‘, nicht ‚im Sinne der Freikirchen als persönliches Bekenntnis zu Jesus Christus‘, ‚nicht durch Überreden‘. Stattdessen stellen sich die Reformierten vor, sie könnten sich und ihre Werte deutlicher darstellen. Allein schon hierdurch würden die Menschen sich aufgerufen fühlen, in der reformierten Kirche mitzumachen“ (108). Warum nicht mehr neue Gottesdienste? Zur Stärkung der reformierten Kirche tragen gehaltvolle, attraktive Gottesdienste bei. Die Autoren besprechen Bestrebungen in diesem Bereich unter den Aspekten Vielfalt und Innovation (Zielgruppen), Qualität, liturgisches Profil, kritische Masse (durch Zusammenlegung), Musik und Beziehungspflege („Insbesondere kann ein nachhaltiges Gemeindewachstum nur entstehen, wenn die Gemeindemitglieder und Gottesdienstbesucher beginnen, selbst Kontakte zu knüpfen und zu Multiplikatoren zu werden“, 121). Der Überblick über diese Bemühungen und erfolgreiche Innovationen führt zur Frage: „Wenn doch die Mittel allseits bekannt sind – warum kommt es dann nicht an mehr Orten zur wirksamerer Gottesdiensterneuerung?“ Antwort: der zusätzliche Aufwand für Pfarrpersonen. Zur Öffentlichkeitsarbeit meinen Stolz und Ballif, dass die Kommunikation auf nationaler Ebene an Bedeutung zunehmen wird. Sie prognostizieren, dass „Kommunikationsformen, die nicht ganz klar auf die übergeordneten Ziele der Kirchen ausgerichtet sind, nicht aufrechterhalten werden können“ (133). Sozial Gutes tun genügt nicht – vor allem ist es „sehr schädlich, wenn kirchliche Hilfswerke oder kantonale Dienste gar nicht mehr als reformierte Werke erkennbar sind“. Die Autoren lassen die Kommunikationskampagnen des letzten Jahrzehnts Revue passieren und konstatieren, dass „die Form der Frage überwiegt. Die Reformierten sagen nicht etwa, was sie selbst glauben. Vielmehr glauben sie die Leute, was diese ‚eigentlich glauben‘.“ Dies könne auch so verstanden werden, „dass die Reformierten deshalb Fragen stellen, weil sie in der Tat selbst keine Antworten haben“ (143). Insgesamt gilt es Bemühungen um ein klareres Profil mit geschicktem Marketing und Evangelisation zu verbinden. Im Kapitel über die Modernisierung des Managements weisen die Autoren auf die finanzielle Notlage der Genfer Kirchen hin. „In diesen Notlagen wird das, was die christliche Botschaft seit jeher zentral auszeichnete, wieder aktuell: die Hoffnung in scheinbar auswegloser Situation“. Die St. Galler Reformierten weisen im Visitationsbericht 2007 die Bedeutung einer verständlichen, gut kommunizierten Gesamtstrategie der Kantonalkirche auf. Davon könnten andere Kirchen lernen, heisst es. Die kirchlichen Strukturen werden unter Kostendruck vielerorts angepasst. Stolz und Ballif weisen auch auf die Risiken von Gemeindefusionen und Regionalisierung hin; die freie Wahl der Kirchgemeinde ist sehr umstritten (157). Im Abschnitt über ökumenische und interreligiöse Aktivitäten werden auch Erschwernisse und Zweifel am Nutzen angeführt. IV. Kirchenbund wohin? Auf 20 Seiten stellen Stolz und Ballif dar, wie SEK-Verantwortliche und Aussenstehende den Kirchenbund sehen. Im SEK sorgt man sich über gegensätzliche Regelungen in den Mitgliedkirchen. Einige Verantwortliche meinen, dass die kantonale Ebene zugunsten der lokalen und der nationalen Ebene fortwährend an Wichtigkeit verliert; „demnach müsse die SEK-Ebene zumindest langfristig gesehen mehr Bedeutung erhalten“. Als Hindernis wird wahrgenommen, dass der Kirchenbund, rechtlich ein Verein, theologisch keinen klaren Status hat. Er sei aber viel mehr als ein Dachverband. Laut der Studie können die Verantwortlichen die Erwartungen, die an den SEK herangetragen werden, mit ihren Kompetenzen und Mitteln nicht erfüllen: „Der SEK muss entweder ständig darauf hinweisen, dass er die ihm zugeschriebenen Kompetenzen und Machtbefugnisse nicht hat, oder aber er kommuniziert dies nicht und stellt sich so – ob er will oder nicht – als wichtiger dar, als er eigentlich ist. Beide Optionen sind offensichtlich unbefriedigend.“ Die Forderung nach gemeinsamem Vorgehen und öffentlichkeitswirksamer Einheit kollidiert mit dem Autonomiebewusstsein, das die Kantonalkirchen hochhalten. So ist es für den SEK schwierig, als „Stimme des schweizerischen Protestantismus“ aufzutreten (171f). Die Verantwortlichen sehen dringenden Handlungsbedarf. Doch erwähnt Stolz, dass die Kantonalkirchen keine Kompetenzen abgeben wollen. Es heisst, der SEK solle „grundlegende theologische und ethische Fragen mit den und nicht für die Mitgliedkirchen behandeln“; er solle als Relais, nicht als Zentrale funktionieren (177). Misstrauen ausräumen Viele kantonale Kirchenleiter lehnen die von Thomas Wipf und Peter Schmid vorgebrachte Idee einer „Reformierten Kirche Schweiz“ scharf ab. Zum einen, weil sie den historischen gewachsenen Identitäten und dem Föderalismus widerspräche, zum anderen, weil sie den Reformierten schaden würde: Ein allgemeines, alle Kantone umgreifendes Modell würde auf eine weitgehende Trennung von Kirche und Staat hinauslaufen, mit den entsprechenden finanziellen und Status-Einbussen. Stolz und Ballif orten ein Kommunikationsproblem: „Die Mitgliedkirchen sehen sich über die Strategie des Rates SEK im Unklaren und müssen sich selbst zusammenreimen, wo das Schiff hinsteuert. Manche werden den Initiativen des SEK gegenüber ganz generell misstrauisch…“ (183). Auch die Gespräche der Autoren mit Aussenstehenden über den SEK weisen sein Dilemma auf: „Ohne klare Profilierung ist der SEK in der Öffentlichkeit wenig sichtbar, aber die Identitätsschärfung birgt die Gefahr, sich einem Teil der Mitgliedschaft zu entfremden und nicht mehr als Volkskirche aufzutreten“ (187). In der Summe müssen der SEK und seine Mitgliedkirchen nicht nur auf die Megatrends reagieren, sondern auch „ein schwieriges (De-)Zentralisierungsproblem“ lösen. Weiterer Artikel: “Die Zukunft der Reformierten“ - Wege durch die Schwäche |
Jörg Stolz, Edmée Ballif: Die Zukunft der Reformierten TVZ Zürich, 2010 218 Seiten Paperback, Fr. 38.- ISBN 978-3-290-17556-6 |