«Wir entwickeln das miteinander»
Wohin steuert die Zürcher Landeskirche mit dem Projekt KirchGemeindePlus? Pfr. Martin Peier, der Beauftragte des Kirchenrats, plädiert für ein zügiges Vorgehen in Strukturfragen und zugleich für vertiefte, anhaltende theologische Arbeit, damit reformierte Kirche den Menschen im 21. Jahrhundert nahe ist.
Im Reformprozess, den der Kirchenrat im Sommer 2012 anstiess, kommen laut Peier "die eigentlichen Themen nach und nach auf den Tisch". Er verweist auf die Konferenzen der Landeskirche und zahlreiche lokale Gespräche. Mit dem strukturellen Prozess sind auch geistliche Fragen aufgeworfen, welche mehr Zeit brauchen. "KGPlus ist nicht vor allem ein Fusionsprozess, sondern ein Reformprozess. Es geht doch darum, uns, die reformierte Kirche, fürs 21. Jahrhundert nochmals neu zu denken".
"Vorgaben sind nötig"
Am Gespräch mit der Evangelisch-kirchlichen Vereinigung Zürich (EKVZ) nahm auch der pensionierte Pfarrer Dominique von Orelli, nun Kirchenpfleger in Winterthur, teil. Ihm hat bisher in den Verlautbarungen - zuletzt an der Kirchenpflegetagung in Kappel - der geistliche Aspekt gefehlt, "der Gedanke, dass wir uns von Heiligen Geist eine Vision geben lassen wollen". Es werde viel geplant und von Strukturen gesprochen. Laut Martin Peier sind die Vorgaben des Kirchenrates nötig: "Was würde sich in dem Prozess bewegen, wenn es diese Rahmenbedingungen nicht gäbe"?
Die Kirche von morgen denken
Zugleich betonte Peier, die Kirchgemeinden dürften die Reform nicht an Kirchenrat und Kirchensynode delegieren: "KGPlus ist der Prozess der gesamten Kirche. Es gibt nur das, was gemeinsam entwickelt wird". Der Reformprozess sei nicht eine Sache von zwei, drei Jahren. "Wir würden es uns zu leicht machen, wenn wir behaupteten, die Kirche von morgen schon zu kennen. Bestimmt gilt es den Leib Christi zu stärken".
Für Peier ist es bedeutsam, "dass die Pfarrschaft des Kantons Zürich zum ersten Mal über Bezirksgrenzen und unterschiedliche Theologien hinweg zusammenkommt, um gemeinsam Themen theologisch zu diskutieren, zum Beispiel Seelsorge". Anderseits hätten viele Kirchgemeinden das Gespräch aufgenommen, "weil sie erkennen, dass sie nicht mehr alles allein tun können. Dass sie miteinander mehr erreichen können, etwa in der Jugend- oder Seniorenarbeit".
"Wird das Pferd am Schwanz aufgezäumt?"
Dominique von Orelli hat KGPlus bisher als Reorganisation wahrgenommen." Es wird geplant und organisiert, unter Zeit- und Spardruck". Weiterhin stehe die Zielgrösse von 5000 Mitgliedern pro Kirchgemeinde im Raum. "Wird das Pferd am Schwanz aufgezäumt?"
Peier meinte darauf, "dass zu viel von Strukturen gesprochen wird. In den Gemeinden kommt man immer wieder auf diese Ebene, aber als Reformierte des Kantons Zürich haben wir alle Möglichkeiten, geistlich-theologische Fragen zu erörtern. Wir haben das Priestertum aller Gläubigen: Die Gemeinden einer Region können zusammenkommen und selbst bestimmen, worüber sie nachdenken und sprechen wollen, was sie feiern oder in der Stille bewegen wollen. Dies wird nicht verordnet; es kann von den Gemeinden selbst gewählt werden. 180 Gemeinden im Kanton: worauf wartet ihr? Der Prozess gehört euch".
Das ganze EKVZ-Gespräch mit Martin Peier und Dominique von Orelli
«ZusammenWachsen Kirche im Wandel»: Homepage von KirchGemeindePlus