Der Duft der weiten Welt der Reformation
Das Geschichtenmobil, das auf dem Europäischen Stationenweg unterwegs ist, macht diese Woche Halt in Bern und Zürich. Auf dem Berner Münsterplatz zeigt der Reformationstruck Kurzfilme. Die Geschichten, welche die bisher angefahrenen Reformationsstädte beigetragen haben, sind ein amüsantes reformatorisches Bildungserlebnis.
Die Städte können bis zehn Videos heraufladen; da kommt die Reformation dem Betrachter zuweilen ganz nahe. Lausanner Reformierte, die der Truck gleich nach dem Start in Genf besuchte, schildern mit leicht gezeichneten Bildern den Eifer der welschen Reformatoren Pierre Viret und Guillaume Farel, die Mordanschläge verkraften mussten.
Schräg fährt der Filmemacher Lionel Baier ein: Der Pfarrerssohn schildert das reformierte Abendmahl im Kontrast zur Eucharistie – und was in seiner Kindheit aus der Kruste des dafür verwendeten Brotes wurde. Aus Neuenburg erzählt ein Armeeseelsorger Erfahrungen. In Basel machen zwei junge Frauen einen – etwas gekünstelten – historischen Rundgang durchs Münster.
Im Element ist der Wiener lutherische Bischof Michael Bünker. Er erklärt einer Gruppe, wie die evangelischen Wiener, im 16. Jahrhundert die Mehrheit, ihre Gottesdienste ausserhalb der Stadtgrenzen aufsuchten. Villach lässt Schülergruppen (evangelisch vs. Katholisch) aufeinander losgehen, bis einer in die Mitte tritt und Frieden gebietet.
Prag brilliert mit einer Einführung in das Ringen von Jan Hus und seinen Gefährten – ein Jahrhundert vor Luther. Vom Dialog unter Puppenfiguren wird auf historische Aufnahmen und ein Prager Panorama überblendet und die hussitische Bewegung charakterisiert. Die Tübinger haben ein prominent besetztes Podium über Religion und Bildung gefilmt.
Die Station Bern erhielt mit dem Truck auch hohen Besuch: Irmgard Schwaetzer, die amtierende Präsidentin der Synode der EKD, reiste zur Eröffnung an. Sie besuchte dann mit dem Berner Synodalratspräsidenten Andreas Zeller das Offene Weihnachtssingen im Münster.
Bern, erst im Herbst 2016 als Reformationsstadt ausgezeichnet, setzt im Mobil auf historische Erläuterungen. Den Kirchenhistoriker Martin Sallmann fasziniert das Ineinander von abwägender Sorgfalt im Beschluss zur Reformation 1528 und von Härte gegen widerborstige Untertanen. Der Münsterpfarrer Beat Allemand nimmt die Täufer als Zweig am selben Baum wahr. OIivier Schopfer deutet die Baugeschichte der Berner Eglise française auf die Errungenschaft der Reformation, die Schranke zwischen Klerus und Laien aufzuheben.
Mit jeder Stadt, die der Truck anfährt, vergrössert sich der Fundus an Videos, die ausgewählt und stehend mit Kopfhörern erlebt werden können. Sie sind im übrigen alle online abrufbar. In Zürich schlüpft das Geschichtenmobil in die Halle des Hauptbahnhofs (6./7. Januar), am 14. Januar macht es Halt in Chur.
Stationenweg des Geschichtenmobils
Alle Beiträge der Reformationsstädte
Reformationsjubiläum in Bern
Reformationsjubiläum in Zürich
Reformationsjubiläum in Chur
Schweizer Überblicks-Website