«Wir sind der bunte Regenbogen der Meinungsfreiheit»

Am Dies Academicus der STH Basel ist der deutsche Bestsellerautor und Theologe Peter Hahne mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden. In der Feier am 1. Oktober in Riehen appellierte er an seine Landsleute, Gott in die Politik zurückzuholen, und beklagte den gesellschaftlichen Verfall. So warnte er: «Wer heute Winnetou abschafft, schafft morgen die Bibel ab.»


Dem Festvortrag von Peter Hahne im Landgasthof Riehen geht die feurige Laudatio durch den Religionsphilosophen und STH-Professor Harald Seubert voraus. Er würdigt den Journalisten und Theologen, den Autor und Evangelisten für seine parrhesia, den Mut zur klaren Rede. Hahne rage durch kristallklare politische Analysen heraus, erleuchtet «vom ewigen Wort her». Er sei einer, der «in die Tiefe steigt, der Tacheles redet und nicht Schmus … ganz weltlich und ganz geistlich».

Hahne habe sich, so Seubert, in grossen TV-Redaktionen während 50 Jahren gehalten und fürs ZDF Spitzenpolitiker prägnant interviewt. Er gehe auch auf die Dörfer – «aus Solidarität mit den Handwerkern, die pleite gehen, wenn sie nicht produzieren». Er kämpfe «gegen woken Fanatismus und Jakobiner-Rechthaberei» und habe die deutschen Corona-Massnahmen kantig kommentiert: «Das Löschen darf nicht mehr kosten als der Brand.» Als öffentlicher Theologe eigener Güte rufe er Deutschland und Europa zur Umkehr – «weil er die Menschen liebt».

Was Pfarrer mit Journalisten verbindet
Für die angehenden Theologen zitiert Seubert aus dem Vortrag, den Peter Hahne vor drei Jahren an der STH Basel hielt: «Pfarrer und Journalisten wollen, wenn sie gut sind, genau dasselbe: eine wichtige Nachricht an Mann und Frau bringen. Und zwar so, dass sie nicht abschalten. Dazu müssen sie gut recherchieren, verständlich formulieren, ansprechend präsentieren, um die Hörerschaft zu informieren, zu interessieren und zu motivieren.» Hahne könne dies wie kein Zweiter. Harald Seubert zitiert auch Mephisto: Ein Komödiant könne den Pfarrer lehren – aber nur, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist.

«Verlorene Generation»
Peter Hahne nimmt für seine fulminante Dankesrede den Nobelpreis-Appell von Alexandr Solshenizyn auf: «Holt Gott zurück in die Politik!» Er geisselt, was er als politischen und gesellschaftlichen Verfall in der Bundesrepublik wahrnimmt: «Vor allem Deutschland ist des Verbrechens schuldig, eine verlorene Generation produziert zu haben.» Er beklagt, dass die Konservativen, die Bürgerlichen den Entwicklungen schweigend zusehen. Der Union solle man das C wegnehmen, ruft der Theologe in den Saal. Im letzten Wahlprogramm habe sie keine Silbe zur millionenfachen Tötung Ungeborener im Mutterleibe gesagt.

Der altgediente Journalist zitiert das Regierungsprogramm der Berliner Ampel-Koalition und hält dagegen: «Wir treten ein für Diversität und Vielfalt.» Heute seien es christliche und konservative Medienmacher, die Vielfalt und Diversität garantierten. «Wir sind sozusagen der bunte Regenbogen der Meinungsfreiheit.»
 

«Tödliches Virus der Jesus-Demenz!» Peter Hahne in Riehen.

«Jesus war auch viel an der frischen Luft»
Hahne hat sich in der Pandemie exponiert. «Die einzige Möglichkeit, gut durch die Krise zu kommen – viel spazieren. Jesus war auch viel an der frischen Luft.» Übers öffentliche Leben in der Bundesrepublik urteilt er scharf: «Es gibt in unserem Land keinen offenen, vorurteilsfreien Diskurs mehr.»

Die Kirchen bekommen ihr Fett ab. Hahne prangert «Heuchelei im Endstadium» an und klagt: «Unsere Gemeinden sind zerfressen vom tödlichen Virus der Jesus-Demenz!» Was wird aus der Bibel, der Grundurkunde der westlichen Kultur?

Der Geehrte warnt: «Wer heute Winnetou abschafft, schafft morgen die Bibel ab. Denn da stehen viel schlimmere Sachen drin.» Mit der Bibel werde Schindluder getrieben. Und: «Heute glauben die Menschen alles – es darf nur nicht in der Bibel stehen.» Dabei sei sie der Garant fürs Bestehen der Kultur. «Haltet die Bibel heilig – ohne die Bibel versteht ihr nur Bahnhof.»

Ersatzreligionen in der Wohlstandsverwahrlosung
«Wir erleben eine Wohlstandsverwahrlosung des Christentums», klagt der Autor, dessen Bücher eine Auflage von acht Millionen erreicht haben. «Mode-Bischöfen und Zeitgeist-Evangelikalen» rät er zu einer Bibel-Therapie. Und fragt, warum Christen aus der Hoffnungsbotschaft des Evangeliums in Corona-Zeiten eine Angstreligion gemacht haben. «Heute übertreffen wir die Welt mit panischer Angst.» Das Verblassen der christlichen Prägung verdeutlicht Peter Hahne mit der Frage, die ihm ein türkischer Taxifahrer stellte: warum die Christen Angst vor dem Tod hätten.

Der Verfall im Zeichen postmoderner Säkularität lasse neue Kulte aufkommen. «Weil wir Gott verloren, schaffen wir uns Surrogate, Placebos, Ersatzreligionen …» Nach dem Wort von Ernst Jünger werden leere Altäre von Dämonen bewohnt. Hahne zitiert Dostojewski: «Wenn Gott geleugnet wird, ist alles erlaubt» und erwähnt «Zeugen Coronas und Klima-Missionare». Gut 200 Jahre nach Kant seien heute fast alle Deutschen «versklavt in selbstverschuldeter Unfreiheit».

Jesus bezeugen – und auch vom Jüngsten Gericht reden
Wie kommt Gott zurück in die Politik, ins öffentliche und staatliche Leben? Christen müssen laut Peter Hahne wieder von Jesus reden – nicht von einem «Allerweltsgott», welchen manche obendrein mit Allah oder Buddha gleichsetzten. «Bibeltreue und Jesus-Treue sind zwei Seiten derselben Medaille.» Inzwischen glaubten auch Fromme, dass es mehr Geschlechter gebe als Gebote ...

Weil Christen nicht problem-, sondern verheissungsorientiert leben, haben sie laut Peter Hahne einen langen Atem. «Wir haben Ewigkeitsperspektiven.» Dies kontrastiert der Redner mit Angela Merkels Diktum «Wir fahren auf Sicht». Er fragt, ob nicht wie damals auf der Titanic jetzt das Abschiedskonzert gespielt wird. Und erzählt, er habe den früheren SPD-Vorsitzenden Hans Jochen Vogel im letzten Interview gefragt, ob er sich vor dem Tod ängste. «Nein, seit ich Jesus kenne, nicht mehr.» Am Schluss des Interviews habe Vogel gesagt: «Das sicherste und wichtigste Datum der Zukunft ist das Jüngste Gericht. Wir werden alle einmal Rechenschaft ablegen müssen vor dem ewigen Gott.»
 

Beim Evangelium nicht nachgeben: Prof. Jacob Thiessen, STH-Rektor.

Christus ist unser Friede
Zu Beginn der Festveranstaltung im Landgasthof Riehen hat der Rektor der STH Basel Jacob Thiessen mit Stellen aus den Paulusbriefen verdeutlicht, wie Christus Frieden geschaffen und Trennungen zwischen Menschen aufgehoben hat. «Durch Christus haben alle den gleichen Zugang zu Gott.» Christen können den Frieden Jesu ausleben. Die in Philipper 4,6 geratene Nachgiebigkeit bezieht sich nicht aufs Evangelium. Für seine Wahrheit habe Paulus keine Sekunde nachgegeben, sagt der mennonitische Theologe mit Verweis auf Galater 2,5. «Wir halten am Evangelium fest, weil es Menschen verbindet.»

Der Dies Academicus der universitären Hochschule ist Abschlussfeier und Eröffnung des 53. Studienjahrs. Vier Frauen und sieben Männern wird das Bachelor-Diplom überreicht. Sie erhalten einen Bibelvers; für jede(n) betet ein Professor und spricht einen Segen. Die Mehrheit studiert an der STH Basel weiter, einzelne nach einem Zwischenjahr.

Bachelor- und Master-Abschlüsse
Neun Master-Absolventen erhalten ihre Diplome und werden mit Segensgebet entlassen; zwei wurden früher verabschiedet. Die 400 Besucher erfahren, dass 22 Personen das Studium aufnehmen. Die Zahl der Immatrikulierten (ohne Doktoranden) bleibt damit bei rund 80.

Der Ostschweizer Pfarrer Dr. Jürg H. Buchegger wird als Prorektor mit Dank verabschiedet. Er hat das Amt an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel seit 2013 versehen. An seine Stelle tritt Prof. Dr. Harald Seubert, Ordentlicher Professor für Philosophie, Religions- und Missionswissenschaft an der STH Basel und Prädikant der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Dokumentation zum Dies Academicus auf der STH-Website

Bilder: STH Basel