Die Zukunft kommt – fragt sich bloss wie!

Die Kirchgemeinde Olten hat in den vergangenen Jahren
auf den Mitgliederschwund, Schicksal vieler Landeskirchen
und öffentlicher Institutionen, reagiert. Doch Einsparungen
reichen nicht hin. 2021 wurde eine Zukunftswerkstatt aufgegleist.
Sie steht unter dem Motto: «Jesus Christus – unser Weg».
Ein Beitrag von Pfr. Bruno Waldvogel.


Die Gründe der Schrumpfung sind vielfältig, die Konsequenzen hingegen einfach: Ohne dramatische Eingriffe ist die Kirchgemeinde schon in kurzer Zeit finanziell am Ende.

Dabei waren erste finanzielle Korrekturen schon in der letzten Legislaturperiode auf den Weg gebracht worden:  Stellenstopp, Abbau bei den Printmedien, Verkauf der hauseigenen Verwaltungsimmobilie, Zusammenlegungen von Arbeitsplätzen, Überprüfungen von externen Vertragsbeziehungen, Reduktion der einzelnen Pfarrkreis-Budgets und so weiter.

In drei Jahren pleite?

Aber gereicht hat das alles nicht. Infrastrukturen und Personal gehen ins Geld. Im Juni 2021 werden der Kirchgemeinde die nackten Zahlen präsentiert. Wenn nichts passiert, ist die Gemeinde 2025 pleite.

Eine Zukunftswerkstatt soll helfen, aufzuzeigen, drängende Fragen zu beantworten: Kirchen verkaufen oder umnutzen? Stellen reduzieren? Standorte streichen? Angebote kürzen und zusammenlegen? Ein Blick in die restrukturierte Kirchenlandschaft anderer Kantone und Konfessionen löst nicht nur Begeisterung aus. Dennoch können solche Veränderungen auch grosse Chancen für eine entschlackte und innovative Gemeindearbeit mit sich bringen.  Die Gemeinde soll durch diese Prozesse fit gemacht werden, um sich den aktuellen Herausforderungen stellen zu können.

Renoviert muss trotz allem werden: Kirche Hägendorf.

Ziele für Arbeitsgruppen …

Ab Herbst 21 nimmt eine Projektgruppe den Ball auf und leitet die notwendigen Prozesse ein. Viele Menschen werden für den Weg zur «Zukunftskirche» eingebunden: Angehörige kirchlicher Behörden, Pfarrämter, sozialdiakonischen Dienste und ehrenamtlich Mitarbeitende. Verschiedene Bereiche werden zu Arbeitsgruppen gebündelt: Immobilien, Gemeinde-Strukturen, Mitarbeitende und Ehrenamtliche, Kommunikation und Finanzen.

Das Ziel ist sportlich: Bereits im Herbst 2022 soll der Gesamtgemeinde die Zukunftsstrategie zur Diskussion vorgelegt werden. Bis dahin müssen 2022 200'000 Franken eingespart werden. Danach jedes Jahr 300’000 Franken bis zum Jahr 2026.

… und Befindlichkeiten

Soweit die Zahlen und Fakten. Bedeutsamer aber sind die emotionalen und persönlichen Befindlichkeiten, die damit einhergehen. Die reformierte Kirchgemeinde Olten ist eine junge Diasporagemeinde, ursprünglich stark von Basel aus mitgetragen. Manche Kirchengebäude sind gerade mal 50 Jahre alt. Was passiert, wenn Gottesdienst-Orte geschlossen werden? Was geschieht, wenn langjährige Angebote gestrichen werden müssen? Wie viel Heimatverlust liegt da noch drin? Welche öffentlichen Leistungen können noch erbracht werden? Welcher Pfarrkreis ist bereit, auf was zu verzichten?

Viel wichtiger aber – so mahnte einer der Pfarrer an der Kirchgemeindeversammlung – ist die Treue zum Evangelium und die Bereitschaft, das Motto «Jesus Christus – unser Weg» glaubwürdig zu leben. Dabei zitierte er Jesaja 7,9: «Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.»
 

Text und Bilder: Bruno Waldvogel
Der Autor ist seit 2015 Pfarrer in Wangen bei Olten. Die Kirchgemeinde besteht aus den rund 8’000 Reformierten in der Stadt Olten und zwölf umliegenden Dörfern.