Niklaus von Flüe: Heiliger und Bruder

2017 jährt sich der Geburtstag von Niklaus von Flüe zum 600. Mal. Dem Gedenken an den Schweizer Heiligen widmen Christen in Wetzikon mehrere Veranstaltungen. Zum Anfang des ökumenischen Zyklus war am 20. September der Winterthurer Pfarrer Geri Keller zu Gast, der Gottes Nähe in der Spur von Bruder Klaus sucht. Er würdigte die geistliche Kraft des Eremiten und Friedensstifters.

Niklaus von Flüe ging nach langem innerem Ringen um 1467 von seiner Familie weg, um ganz Gott zur Verfügung zu stehen. Dies geschah mit Zustimmung seiner Frau und der ältesten Söhne, die den Hof weiterführten. Der am 21. März 1487 verstorbene Gottesmann wurde 1947 heiliggesprochen.

Nach einem informativen halbstündigen Film über Niklaus von Flüe, den ein Team der Kommunität Chemin Neuf mit Innerschweizern und Geri Keller 2012 schuf, schilderte dieser in Wetzikon selbst, wie er, als Gast herzlich aufgenommen, im Flüeli heimisch wurde. «Niklaus gibt mir Geborgenheit durch seine Erdverbundenheit – da chunsch richtig hei.»

Gott gehören, für Menschen da sein
Geri Keller zeichnete den Weg des Bauern, Amtsträgers und Familienvaters zum Eremiten nach. Als Einsiedler habe er einen viel grösseren Einfluss auf die nähere Umgebung und die Eidgenossenschaft gehabt als zuvor. «Mit seiner Autorität stand er in der Mitte, brachte die zerstrittenen Parteien an einen Tisch.»

Für Keller zeigt sich darin eine geistliche Wahrheit: «Je mehr ich im Herzen mit Gott verbunden bin, desto stärker ist der Ausfluss, der Einfluss in die Gesellschaft.» Von Gott erfüllte Menschen gehören allein ihm, «nicht mehr zuerst einer Konfession oder einer Kirche». In der zunehmend vaterlosen Gesellschaft wächst laut Keller der Hunger, diesem Gott anders zu begegnen.

Bruder Klaus als Gottsucher: Pfr. Geri Keller beim Vortrag in Wetzikon.

In der kalten Klause
Zur Würdigung von Bruder Klaus zitierte der Schleife-Gründer Friedrich Nietzsche: «Man steht mit Ehrfurcht und mit Schrecken vor den unerhörten Überbleibseln dessen, was der Mensch einst war.» Dass Bruder Klaus – was glaubwürdig überliefert wird – während zwanzig Jahren nicht ass und trank, sei ein Erweis seines Erfülltseins von Gott. So habe er ohne Schuhe und warme Wäsche, allein mit einem Rock bekleidet, in der ungeheizten Klause jahraus jahrein gehaust. «Er lebte wie ausserhalb des Körpers. Wollte und konnte und musste nicht mehr essen oder trinken.»

„Friede ist allweg in Gott“

Messbesuchern gab Bruder Klaus durch ein Fensterlein den Frieden Gottes mit auf den Weg. «Er achtete den Priesterdienst sehr hoch.» Sein Wesen sei von Gott durchtränkt gewesen – und doch habe Niklaus seine Menschlichkeit bewahrt: «Er steht nicht auf Stelzen – er geht barfuss.» Seine prophetischen Visionen, sagte Geri Keller, hätten weit über das Akzeptierte hinausgeführt. Ein Bild für die Erfüllung mit Gottes Geist kehre in den Visionen wieder: «wie ein Honiggefäss, in den man keinen Tropfen Honig mehr hineinbringt.»

Am 5. April 2017 hält Dr. Roland Gröbli, Autor des Standardwerkes «Die Sehnsucht nach dem ‹einig Wesen›», über Leben und Lehre des Bruders Klaus von Flüe in Wetzikon einen Vortrag. Er bildet den Auftakt zu den ökumenischen Exerzitien im Alltag, die im Mai 2017 stattfinden werden.

Bild oben: Chemin Neuf