mission 21 als interkontinentales Netzwerk

Die dritte Missionssynode von mission 21 wurde am Sonntag, 20. Juni, mit einem Festgottesdienst im Zürcher Grossmünster, den das Fernsehen übertrug, und einem bunten Missionsfest abgeschlossen. 45 Delegierte aus vier Kontinenten hatten seit Mittwoch über die Arbeit im Netzwerk beraten. Zum neuen Vorsitzenden wurde der Costaricaner Edwin Mora gewählt, als Schwerpunktthema für die nächsten Jahre „"Wasser des Lebens"“ bestimmt.

An der Missionssynode sprach sich Edwin Mora für eine "„grössere Kohärenz und Konvergenz"“ der christlichen Mission aus. Dabei müsse mission 21 die Lerngemeinschaft interkontinental praktizieren. "„Es kann sein, dass es in den verschiedenen Regionen eigene Meinungen gibt, eigene brennende Probleme".“ Diese müssten ernst genommen werden. "„Da ist Toleranz nötig, geduldiges Zuhören und Verstehen-wollen".“

Mora, Professor für praktische Theologie in Costa Ricas Hauptstadt San José, betonte den Anspruch, dass Mission zu Veränderung führt. "„Damit ist eine Veränderung aller gemeint, die an unserer Mission beteiligt sind. Das unterscheidet uns von anderen Arten der Mission. Wir kämpfen in erster Linie gegen Tod und Ausgrenzung, es geht dabei um das Reich Gottes, dessen Zeichen wir kennen, und um eine getreue Nachfolge. In all dem werden wir alle uns verändern, damit rechnen wir. Das eint uns".“

Weltumspannende Partnerschaft
mission 21 hat sich vor einigen Jahren als evangelisches Missionsnetzwerk strukturiert, in dem die Mitgliedkirchen aus Asien, Afrika und Lateinamerika partnerschaftlich mitbestimmen. In die Synode entsenden sie je acht Vertreter, wodurch sie gegenüber den europäischen Teilen des Missions-Netzwerks (21 Vertreter) in der Mehrheit sind.

Europaseitig wirken in mission 21 als Trägervereine die frühere Basler Mission, die Evangelische Mission im Kwango, die Herrnhuter Mission und die Südafrika-Mission mit. Die Missionssynode berät alle drei Jahre über den Kurs, stellt Weichen und setzt finanzielle Schwerpunkte. Die Versammlung 2010, die dritte nach 2004 und 2007, fand auf Einladung der Zürcher reformierten Landeskirche an der Limmat statt.

Teilnehmerinnen am Missionsfest in Zürich.

Ausbeuterische Bilder
Die Kirchen jedes Kontinents präsentierten die Situation, in der sie stehen. Am Donnerstag brachten die Afrikaner Hoffnung zum Ausdruck. Einige Volkswirtschaften wachsen, wenn auch die Finanzkrise ärmere Länder brutal trifft. Der Grossteil des Kontinents durchlebt eine Phase des Friedens und der Stabilität. Der Trinkwassermangel verschärft sich durch den Klimawandel, und China und Indien greifen in neokolonialistischer Weise nach Afrika aus.

Der Delegierte aus Ghana wies darauf hin, dass auch Hilfswerke die Würde von Afrikanern ausbeuterisch verletzen: wenn sie für Fundraising-Zwecke hungernde Kinder und verelendete Einheimische fotografieren, ohne sie zu fragen. Solche Bilder setzten ein falsches Bild von Afrika in die Köpfe. „"Kommt und seht, Afrika ist anders"“, schloss der Ghanaer. Die taiwanesische Delegierte Pan Li Ju bat angesichts der veränderten Beziehungen der Staatengemeinschaft zur Volksrepublik China: "Vergesst uns in Taiwan nicht!"

"Have a mission"“
Die Versammlung war am 16. Juni mit einem bunten, multikulturellen Gottesdienst eröffnet worden. Zürcher Christen mit Migrationshintergrund gestalteten ihn. Die Missionssynode fand sinnigerweise im „"Zentrum für Migrationskirchen"“ in Zürich-Wipkingen statt.

Direktor Martin Breitenfeldt wies in seiner Eröffnungspredigt darauf hin, dass das Leben jedes Menschen nur einen Sinn hat, wenn er "„eine Mission"“ erfüllen kann. „"Mission ist die grundlegende Wirklichkeit unseres Lebens. Wir sind Christenmenschen, weil wir von Gott berufen sind, mitzuarbeiten bei der Erfüllung seiner Ziele für die Menschheit als ganze"“. Eine Kirche sei in dem Mass Kirche im Sinne von Jesus Christus, wie sie um ihre Mission wisse und mit Leidenschaft und Kompetenz auslebe, sagte Breitenfeldt.

Religion als „"Ressource"“
mission 21 unterhält laut Medienmitteilung zu den Partnerkirchen langjährige Beziehungen, unterstützt sie bei der Ausbildung von Mitarbeitenden und hilft bei Entwicklungsprojekten mit. Theologisch und sozialwissenschaftlich kundige Pfarrpersonen und Fachleute leisten Beiträge zum ganzheitlichen, Verkündigung und Diakonie verbindenden Engagement der Kirchen.

Diese "„setzen die Verkündigung des Evangeliums um in Bekämpfung von Armut, in Förderung von Gesundheitsprojekten, in die Stärkung von Frauen. Sie suchen Konflikte zwischen religiös unterschiedlichen Volksgruppen gewaltlos zu lösen -– und heizen diese nicht religiös auf".“ Durch den Kampf für Gerechtigkeit soll "„die Ressource ‚'Religion'‘ für positive Verhaltensänderung"“ genutzt werden. eröffnet.

Wasser -– und Gerechtigkeit
Zum erstenmal beschlossen die Delegierten ein Schwerpunktthema, das in den nächsten Jahren in allen Teilen des Netzwerks bearbeitet wird. Es lautet: „"Wasser des Lebens"“. Die Missionssynode kam vom Wort des Propheten Amos her: „"Recht soll sich ergiessen wie Wasser und wie ein immer fliessender Strom“" (Amos 5,24).

Zahlreiche Fragen haben mit dem kostbaren Nass zu tun: Wo ist Wasser durch den Klimawandel bedroht? Wo ist es durch Umweltverschmutzung gefährdet? Wo führt versiegendes Wasser zu Flüchtlingsströmen? Inwiefern wird durch zunehmende Kommerzialisierung von Wasser das Menschenrecht auf Wasser für die arme Bevölkerung gefährdet?

Lateinamerikaner beklagten die Privatisierung des Wassers und die Verschmutzung der Wasserressourcen indigener Völker beim Abbau von Rohstoffen. In Afrika mangelt Wasser, weil die Infrastruktur fehlt. Der westliche Lebensstil und der Versuch, den „"Durst nach Leben“" mit Konsum zu befriedigen, tragen zum Klimawandel bei.

Junge wollen eigene Konferenz
Die Jugenddelegierten berichteten von der ersten Jugendkonferenz von mission 21 in Tansania. Sie zeigten, wie sie sich nun vernetzen und so den in Afrika begonnenen Dialog per Internet weiterführen. Die Missionssynode hat Vorschläge der Jugendkonferenz an den Vorstand überwiesen: Alle drei Jahre soll auch eine Jugendkonferenz stattfinden. In der Geschäftsstelle in Basel soll eine Koordinationsstelle geschaffen werden.

Vereinbarung mit dem Kirchenbund
Die Versammlung wählte den Theologieprofessor Edwin Mora aus Costa Rica zum neuen Vorsitzenden der Synode, seine Stellvertreterin ist Nina Sahdeva Ndotoni, Präsidentin der Südafrikamission. Der ehemalige Berner Synodalratspräsident Samuel Lutz nimmt Einsitz im Vorstand von mission 21.

Die Synode stimmte einer Vereinbarung mit dem Schweizerischen Kirchenbund SEK zu. mission 21 ist anders als die beiden Hilfswerke Heks und ‚'Brot für alle’' keine Stiftung des SEK, sondern ein eigenständiger Verein. Neu wird eine Koordinationskonferenz eingerichtet. Die Kantonalkirchen leisten Sockelbeiträge an die Missionswerke.

 

Webseite zur Missionssynode in Zürich
Vereinbarung mit dem SEK zur Einrichtung einer Koordinationskonferenz