«Längerfristige Liebe braucht Commitment»
In die Ehe investieren lohnt sich. Der Paarforscher Prof. Guy Bodenmann hat am Samstag, 2. Juni, an der LKF-Tagung in Zürich Wege zur nachhaltigen Pflege der Partnerschaft aufgezeigt. Die Tagung Kirche und Familie schlug den Bogen von der Kunst, die Ehe prickelnd zu gestalten, zu Kirchgemeinden, die Familien kreativ beistehen.
Hat das Leben nicht noch mehr zu bieten? fragen Paare nach zwanzig Jahren Ehe zunehmend und gehen auseinander. In seinem Vortrag vor 80 Teilnehmenden brachte Guy Bodenmann, Psychologieprofessor an der Universität Zürich, Ergebnisse der Paarforschung auf den Punkt. Weiterhin heirateten 85 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz und die meisten Jugendlichen sähen die Ehe als lebenslange Beziehung. Doch nimmt die Zufriedenheit in der Paarbeziehung oft durch Entfremdung und zunehmende Leere ab. Fliegen die Kinder aus, kommt es besonders aufs Commitment, den Willen zum Zusammenbleiben, an.
Noch 30 Jahre zu zweit?
Mit der hohen Lebenserwartung liegen noch Jahrzehnte vor den Partnern; da erhebt sich laut Bodenmann die Frage: Was wurde bisher in die Partnerschaft investiert? Längerfristige Liebe erfordert ein dreifaches Commitment, sagte der Paarberater: sexuelle Treue, den Vorsatz der emotionalen Nähe und eine Einstellung, die dem Erhalt der Beziehung dient.
Den Forschern gibt zu denken, dass bald ein Viertel der Scheidungspaare die Ehe auflösen, obwohl sie nicht unzufrieden sind. Sie haben Alternativen (Internet!) und das Commitment mangelt. Unter solchen Scheidungen litten Kinder am meisten, merkte der Psychologe vor dem LKF an.
Was Paare stark macht
Die Partnerschaft über Jahrzehnte prickelnd und beglückend zu gestalten, ist eine Kunst. Entscheidend ist laut Bodenmann gehaltvolle, gemeinsam verbrachte Zeit, die das Wir-Gefühl stärkt. Ohne ausreichende Zeit entfremdet man sich, weil man sich nicht ausreichend austauscht. Emotionales Up-Dating ermöglicht auch gemeinsame Stressbewältigung. Der Therapeut (paarlife.ch) schloss mit dem Appell, Paaren entgegenzukommen und ihnen zu helfen, in die Beziehung zu investieren, bevor sie der Therapie bedürfen.
Kirchgemeinde für Eltern und Kinder
Wie reagieren reformierte Kirchen und Gemeinden? In seinem Grusswort verwies der Zürcher Kirchenrat Bernhard Egg darauf, dass in den nächsten Jahren vernetzte Familienprojekte lanciert werden sollen, welche Eltern entlasten. Arbeiten zur Stärkung von Ehen und Familien in Kirchgemeinden kamen an der LKF-Tagung in fünf Workshops zur Sprache. Tanja Wyser lud zum Singen mit kleinen Kindern ein. Ursula und Matthias Pfaehler von der Gellertkirche Basel machten deutlich: Kirche kann nur etwas für Familie tun, wenn sie selbst Familie ist. Dies erfordert langen Atem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen; im Gellert wird ehrenamtlichen Mitarbeitern viel Verantwortung übertragen. Wir wollen den Kindern Gutes tun und dadurch gewinnen wir das Vertrauen der Eltern, sagte Matthias Pfaehler. Tanja Wyser lud zum Singen mit kleinen Kindern ein.
Raum zur Entfaltung
Pfr. Dr. Christoph Monsch und seine Frau Cornelia beleuchteten das Zueinander von Mann und Frau, das laut der Bibel im Paradies begann. Zum Ja des Brautpaars in der Kirche trete Gottes Ja zu ihrem Bund, unterstrich Monsch. Urs Wolf stellte Hilfen für Eltern vor, die ihren Kindern bei den Aufgaben unter die Arme greifen wollen. Raoul Hottinger und Georg Walter diskutierten in ihrem Workshop, was Männern das Gefühl gibt, in der Kirche willkommen zu sein. Das Schlussplenum verdeutlichte, dass die Gemeinde als grössere Familie Eltern und Kindern Raum zur Entfaltung bieten kann. Sie besteht auch aus versehrten Ehepaaren und darf von Gottes Gnade und Hilfe leben.
Guy Bodenmann: Was Paare stark macht
Christoph Monsch: Ehe stärken - Eheseelsorge
Raoul Hottinger: Väter gewinnen
Tanja Wyser: Singe mit de Chind
Ursula und Matthias Pfaehler: Gemeinde für Kinder und junge Familien
Urs Wolf: Erfolg in der Schule