Hoffen auf die neue Schöpfung – und handeln
«Du bist wie ein Baum, der am Wasser steht: Was du tust, wird dir gelingen!» – «Alles ist nur ein Haschen nach Wind» – «Mein Gott, warum hast du uns verlassen?!» An der Klimatagung in Winterthur hatte es Platz für diese Polyphonie, und doch stand eine Stimme im Zentrum: die Hoffnung.
Mit fröhlicher Neugier hörten die Teilnehmenden den Referaten zu und diskutieren in den Workshops mit – ein vorwiegend junges Publikum aus Theologie, Diakonie und Kirche.
Prof. Günter Thomas (Bild), Systematiker aus Bochum, begründet in seinem Referat ein «verwegenes realistisches Hoffen». Christen sollen auftreten wie Schauspieler und im Gottesdienst so tun, als ob. Als ob die neue Welt schon gekommen wäre. Das feiern sie, indem sie dem Gott der Bibel etwas zutrauen, von dem die Welt nicht zu träumen wagt. Eine Gegenwelt: Lethargie wird verwandelt in Liebe. Die Deutungsmacht gehört nicht den Medien. «Erlöse uns von dem Bösen!»
Sich der Realität stellen, ohne von ihr erdrückt zu werden
Anna Näf, frisch ordinierte Pfarrerin, spricht leidenschaftlich und mitreissend «Vom faulen Optimismus zur tatkräftigen Hoffnung». Es gilt, die Muskeln einer radikalen Imagination zu kultivieren. Wie? Durch Erinnerung an Gottes Handeln in der Vergangenheit.
Echte Hoffnung weicht der Realität nicht aus. Dass Neues entsteht, bezeugt das Neue Testament vielfältig, angesagt schon von den Propheten: «Seht, ich schaffe Neues!»
Der Gekreuzigte und Auferstandene ist ein Liebender. Das erfährt auch Petrus. Erstarrt angesichts der Katastrophe der Kreuzigung, enttäuschte Hoffnung. Eine Welt, die ihren Schöpfer kreuzigt. Aber «Jesus lebt». Die transformierende Kraft der Auferstehung als Antwort auf Bedrängnis.
Wir haben keine zweite Erde
Prof. Ralph Kunz geht aus von der starken Erfahrung der Sklaven in den USA, ausgedrückt in ihrer mitreissenden Musik, die Glauben schuf. Ist unsere Jesushoffnung einfach ein individueller Schutzbunker? Quasi ein Wurmloch persönlicher Frömmigkeit? Das wäre nichts mehr als Science Fiction. Aber es gibt keinen zweiten Planeten.
Marx, Feuerbach, Freud und andere kreierten einen Fortschrittsmythos, der nicht standhielt. Deshalb: Wie wird aus meiner Hoffnung eine Hoffnung «in vitro» für die Welt? Gott hat sie auf Hoffnung hin geschaffen. Wir haben keine Zeit mehr, wenn wir Gottes Werk nicht neu sehen lernen.
Ein Podium und zahlreiche Ateliers verdeutlichen konkretes Hoffen, Beten und Handeln von Christen in der Welt. Bischof Felix Gmür weist daraufhin, dass die Klimakrise Augen öffnen kann für tiefere Zusammenhänge und wirkliche Bedrängnis: Es geht um uns Menschen vor Gott.
Die Tagung ermutigt zu einem herzhafteren Hinaustreten in Theologie, Kirche und Gesellschaft.
Bericht: Hans Corrodi Bilder: zvg