Kantonalkirchen bremsen den Rat des SEK

Die Mittellandkirchen haben am 11. November an der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes in Bern mit deutlichen Worten einen Marschhalt in der Verfassungsrevision und eine neue Vorlage gefordert. Diese solle vom Rat zusammen mit ihnen ausgearbeitet werden, sagte ihr Sprecher, der Aargauer Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg. Das Landeskirchen-Forum hat sich an der Konsultation beteiligt und seine Stellungnahme eingesandt.

Man sei im Frühjahr überrumpelt worden; eine "„breite Front der Ablehnung gegen diesen Entwurf"“ sei entstanden, sagte Weber-Berg. „"Es braucht einen neuen Verfassungsentwurf, der die Mitgliedkirchen einbezieht".“ Die Abgeordneten wollten entgegen dem Antrag ihres Büros keine Kommission einsetzen, die die jetzige Vorlage weiter berät.

Den Kirchenbund stärken
Peter Schmid, der zuvor für den Rat des SEK sprach, betonte, man werde die Stellungnahmen der bis Ende November laufenden Vernehmlassung sorgfältig analysieren. "„Diese Fülle von Überlegungen verleiht dem Verfassungsrevisionsprozess Schub".“ Die Mitgliedkirchen wollten den Kirchenbund stärken, damit er „"erkennbarer, verbindlicher, kirchlicher werden und an Bedeutung für die Mitgliedkirchen und die Gesellschaft gewinnen“" solle. Allerdings, so räumte Schmid ein, „"gehen die Meinungen in der Ausgestaltung erheblich auseinander"“, was sich schon im Namen zeige (statt Kirchenbund schlägt der Rat „"Evangelische Kirche in der Schweiz"“ vor). Daher solle an der nächsten Abgeordnetenversammlung im Juni 2014 ein ganzer Tag für eine „"wohl vorbereitete Aussprache"“ zu Hauptthemen eingesetzt werden (nicht für die erste Lesung des Verfassungstextes wie ursprünglich geplant). Dieses Vorhaben des Rates wurde von den Abgeordneten begrüsst.

Kirche braucht Gesichter
„"Die Schweiz verändert sich, die Kirche muss sich erneuern".“ SEK-Ratspräsident Gottfried Locher schlug in seiner Ansprache diesmal einen anderen Ton an. Fünfmal habe er in den letzten Jahren "für „mehr evangelische, reformierte, kirchliche Einheit in der Schweiz“" plädiert -– Einheit nicht als Selbstzweck, sondern um mehr Menschen zu erreichen. Im Ausland setze man zunehmend Hoffnungen auf mehr Verbindlichkeit bei den Schweizer Reformierten. Doch hätten Mitgliedkirchen in Medienmitteilungen ihr Nein zum Entwurf des Rates kundgetan. „"Vor allem die Beschreibung des Präsidiums stösst auf viel Ablehnung".“

"Sagen Sie, wie viel evangelische Einheit Sie gut finden“"
Dabei habe der Rat etwas anderes betonen wollen: „"warum die Kirche Gesichter braucht, nicht nur in der Gemeinde und nicht nur im Kanton"“. Doch über sein Amt, das nun so im Kreuzfeuer stehe, rede er nicht; das müssten andere tun. Er vertrete die Reformierten gegenüber dem Bund, ausländischen Kirchen und den Medien "„mit Herzblut und mit ganzem Einsatz"“, sagte Locher. Nun wolle er schweigen und zuhören. "„Sagen Sie, wie viel evangelische Einheit Sie gut finden,...wie das Amt morgen aussehen soll, das ich heute in Ihrem Auftrag ausübe".“ Die Reformierten müssten auf dem nationalen und internationalen Parkett vertreten werden, sagte Locher. "„Ich will eine Kirche, die neu Menschen begeistert für das Evangelium,...die neue Hoffnung ausstrahlt und Neues wagt".“

Einsatz für Verfolgte
Nach dem Bericht von der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, den die Berner Synodalrätin Pia Grossholz gab, schloss Gottfried Locher mit dem Einsatz für verfolgte Christen: Er habe Aussenminister Didier Burkhalter die Resolution der Juni-Abgeordnetenversammlung überbracht, ihm für die Anstrengungen der Eidgenossenschaft gedankt und ihn gebeten, ein besonderes Augenmerk auf die Bedrohung christlicher Gemeinschaften im Nahen Osten zu legen. Der Kirchenbund verfüge über "„Beziehungen und Informationsquellen, welche für die Schweizer Aussenpolitik hilfreich sein können"“. Burkhalter habe angeregt, den Austausch weiterzuführen.

Armut und Gerechtigkeit
Am Nachmittag sprachen christliche Politiker aus Ägypten vor der Versammlung. Die Abgeordneten hörten zudem einen Vortrag von DEZA-Direktor Martin Dahinden über „"Armut und Gerechtigkeit in der globalisierten Welt"“. Sie nahmen die in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE erarbeiteten Lehrgesprächstexte "„Schrift -– Bekenntnis -– Kirche"“ und "„Amt -– Ordination -– Episkopé“" zur Kenntnis. Sie wählten den Aargauer Kirchenrat Daniel Hehl zum Präsidenten ihrer GPK und den Schwyzer Kirchenrat Dieter Gerster zum Präsidenten der Nominationskommission, den designierten St. Galler Kirchenratspräsidenten Martin Schmidt zu ihrem Mitglied.

LKF: Evangelische Einheit stärken
Das Landeskirchen-Forum beteiligt sich an der Konsultation zur Verfassungsrevision. Es begrüsst alle Bestrebungen, die Einheit der evangelischen Kräfte in der Schweiz zu stärken. Dabei sollten neben den Kommunitäten, die neu als mögliche Mitglieder genannt werden, weitere Kirchen in den Blick kommen. Das LKF hofft auf eine Struktur, "die es ermöglicht, gemeinsame Visionen und geistliche Zielsetzungen der Evangelischen wie auch Herausforderungen für unsere Kirche zu diskutieren" und medienwirksam aufzutreten.

Webseite SEK zur Verfassungsrevision
Medienmitteilung der Aargauer Kirche
Medienmitteilung der Berner Kirche
Medienmitteilung der Zürcher Kirche