Auszeichnung für Riehener Wohngemeinschaften
Die Diakonischen Hausgemeinschaften Riehen sind mit dem deutschen "Christlichen Gesundheitspreis" ausgezeichnet worden. Die Leiter Thomas und Irene Widmer-Huber nahmen die Auszeichnung am 24. März anlässlich des dritten Gesundheitskongresses in Kassel entgegen. Widmer hofft, "dass die Auszeichnung Ansporn ist, dass noch viele weitere Wohnprojekte gegründet werden".
Der Preis wurde am Samstag, 24. März 2012, im Rahmen des dritten Christlichen Gesundheitskongresses in Kassel vor rund 1200 Teilnehmenden verliehen. Cord Meyer, Hauptgeschäftsführer des Albertinen-Diakoniewerks in Hamburg, würdigte das Riehener Gemeinschaftsnetz. Die Entscheidung der Jury aus Diakonie- und Gesundheits-Fachleuten sei eindeutig ausgefallen. Das Schweizer Wohnmodell sei innovativ, weil hier Menschen mit psychischen Leiden nicht allein oder mit ihresgleichen in einem Heim lebten, sondern in tragfähige christliche Gemeinschaften integriert seien.
Seit über 15 Jahren, so Meyer, "erfahren sie einen heilsamen Lebensraum", in welchem sie nicht nur Hilfeempfänger seien, sondern sich aktiv in die Entwicklung der Gemeinschaft einbringen können. Dieses Umfeld stärke ihr Selbstvertrauen und fördere auch die berufliche Integration, was insbesondere vor dem Hintergrund immer knapper werdender öffentlicher Ressourcen ein wertvoller Beitrag an die Gesellschaft sei. Die Initianten und langjährigen Gemeinschaftsleiter, Pfarrer Thomas und Irene Widmer-Huber (Klinikseelsorger Sonnenhalde/Gemeindediakonin und Traumacoach) sagten bei der Preisverleihung, diese Anerkennung mache den gemeinschaftlichen Lebensstil in Deutschland und in der Schweiz zum Thema und fördere damit den Aufbau von neuen attraktiven Wohnmodellen.
Was christliche Gemeinschaft zur Heilung beitragen kann
Der "Christliche Gesundheitspreis" mit einem Preisgeld von 2'000 Euro ist ein Anerkennungs- und Förderpreis. Er zeichnet die Zusammenarbeit von Kirchen und christlichen Gemeinschaften mit Gesundheits-Einrichtungen aus. Der Preis wurde zum zweiten Mal verliehen.
Der "Christliche Gesundheitskongress" erfreut sich in Deutschland grosser Bekanntheit. Er wird von einem breit abgestützten Trägerkreis von renommierten Vertretern aus Gesundheitswesen und Kirchen organisiert und von über 1400 Fachleuten besucht. Erörtert werden Fragen im Spannungsfeld der immer knapper werdenden Ressourcen und steigenden Ansprüche.
Die Gründer sind überzeugt, dass es der Gesundung kranker Menschen dient, wenn die professionelle Arbeit im Gesundheitswesen mit geistlicher Begleitung im psychosozialen Umfeld verbunden wird. Fragen der Spiritualität im Heilungs- und Gesundungsprozess werden heute allgemein eine immer wichtigere Rolle zugesprochen. Am Kongress wird entsprechend der Frage nachgegangen, inwieweit Kirchen und christliche Gemeinschaften einen Beitrag zu einem positiven Heilungsprozess leisten können, tragen sie doch mit ihrem Beziehungsnetz viel zu einer positiven sozialen Einbettung bei.
Basler Innovation: Gemeinschaften stützen das Gesundheitswesen
Gefördert durch die beiden Trägervereine Offene Tür und Lebensgemeinschaft Moosrain entstanden in den letzten 15 Jahren in Riehen neun christliche Gemeinschaften mit mehr als 80 Personen. Dabei gibt es unterschiedliche Wohnformen: Junge Menschen können preisgünstig ein Zimmer mieten, andere haben im Rahmen einer Hausgemeinschaft ein Studio oder eine kleine Wohnung. Für Väter oder Mütter mit ihren Kindern sowie für Familien stehen unterschiedlich grosse Wohneinheiten zur Verfügung. Integriert werden einzelne Personen, die Wohnbetreuung brauchen.
Bei vier Gemeinschaften sind die leitenden Ehepaare beim Verein "Offene Tür" teilzeitlich angestellt, bei fünf Gemeinschaften ist das Leiterehepaar freiwillig diakonisch tätig. Aufgrund des wachsenden Interesses bietet der Verein Offene Tür mit der "Fachstelle Gemeinschaftliches Leben" seit Jahren Beratungen, Vorträge und Publikationen an.
Modellcharakter
"Die Wohnform des gemeinschaftlichen Lebens trifft den Nerv unserer Zeit", sagte Dr. med. Samuel Pfeifer, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Sonnenhalde, auf Anfrage. "Sensible Menschen, die eine Begleitung brauchen, wollen und sollen nicht von der Gesellschaft isoliert werden. Die Diakonischen Hausgemeinschaften Riehen haben Modellcharakter, nicht nur für die Schweiz, sondern auch darüber hinaus".