Was Paare stark macht

Mit Gewöhnung und dem Stress des Alltags legt sich Staub auf manche Ehe. Der Psychologe Dr. Guy Bodenmann, Professor an der Uni Zürich, hilft Paaren, ihre Beziehung nachhaltig zu verbessern. Der Gründer des Paartrainings Paarlife an der LKF-Tagung „Kirche und Familie“ 2012 in Zürich den Hauptvortrag.

LKF: Welche Elemente der christlichen Tradition sind wichtig für die Stärkung von Paarbeziehungen?

Guy Bodenmann: Ich denke die Nächstenliebe und der Paar- oder Familienwert stehen im Mittelpunkt. Als Forscher interessiert mich vor allem, wie man diesen Postulaten genügen kann, welche persönlichen und partnerschaftlichen Voraussetzungen es dazu braucht und wie wir diese den Paaren vermitteln können. Es geht dabei zum einen um die Führung einer wechselseitig respektvollen, den anderen achtenden Beziehung, zum anderen um das Commitment für die Beziehung als solche.

Wo sollten die Kirchen ansetzen, um in der stark individualisierten Gesellschaft, in der säkularen Öffentlichkeit die Ehe zu stärken?

Wie die Forschung zeigt, stellen Kompetenzen der Partner und ihr verbindliches Engagement für die Partnerschaft zwei Hauptvoraussetzungen für eine längerfristig stabile und glückliche Beziehung dar. Innerhalb der Kompetenzen geht es um die alltägliche zwischenmenschlich angenehme Begegnung, um eine konstruktive Konfliktkommunikation und die Bereitschaft und Fähigkeit, den Partner angemessen bei seinen Anliegen und Sorgen zu unterstützen.

Beim Commitment geht es um die kognitive Ausrichtung auf eine langfristige gemeinsame Zukunft, die affektive Bereitschaft, sich ganz auf den Partner emotional einzulassen und die Bereitschaft zur sexuellen Exklusivität.
Sinnvoll scheint mir ein gemeinsamer Weg zwischen Wissenschaft und Kirche, d.h. dass die Forschungserkenntnisse auch in kirchlichen Angeboten für Paare berücksichtigt werden und man gemeinsam nach Umsetzungsmöglichkeiten sucht, um Paaren Hilfestellungen geben zu können, welche ihnen helfen, den Wunsch nach einer lebenslangen zufriedenen Beziehung konkret leben zu können.

Was empfehlen Sie Kirchgemeinden im Blick auf die Situation von Paaren in den ersten Ehejahren?

Die Pflege der Partnerschaft sollte bereits von Beginn an stattfinden, d.h. Ehevorbereitung und Angebote für frisch verheiratete Paare spielen im Sinne einer Prävention von Beziehungsstörungen eine wichtige Rolle. Hier kann die Kirche viele Paare erreichen und ihnen das Bewusstsein für relevante Prozesse vermitteln sowie konkrete Angebote zur Förderung ihrer Kompetenzen machen.

Vortrag von Prof. Guy Bodenmann: Was Paare stark macht
Bericht zu Kirche und Familie

Guy Bodenmann, Professor für Klinische Psychologie an der Universität Zürich, ist Gründer des Paartrainings Paarlife und Therapeut.

 

Prof. Dr. Guy Bodenmann