Musik und Gesang

hc. "bis orat qui cantat" - "wer singt, betet doppelt" (Augustin). Wo sich die Glieder einer Gemeinde miteinander auf den Weg machen, werden sie den gewählten Stil ihrer gottesdienstlichen Feier immer wieder bedenken, bestätigen oder verändern. Dis gilt besonders auch für den Gemeindegesang und die Musik.

Mit den Begriffen Kirchengesang, Worship, Musik sind die entsprechenden Reizwörter gegeben. Zwingli befürchtete, dass Musik und Gesang im Gottesdienst vom Zentrum ablenken könnten. Diese puritanische Ästhetik wurde von den Nachfolgern korrigiert. Der lutherischen Tradition verdanken wir die Choräle, der Genfer Kirche den Psalter, dem Pietismus die Erweckungslieder, der jungen Generation den Worship.

Luther und Calvin wollten keine Trivialisierung und waren skeptisch gegenüber Populärmusik im Gottesdienst. Es muss nicht jede Gemeinde alles machen und alles toll finden. Man gebe sich Rechenschaft über die zu pflegende Kultur, Sprache und Musik. Das Gewicht beim Gesang liegt nicht so sehr auf der individuellen emotionalen Gottesbeziehung, sondern auf der Zentrierung eines vor Gott versammelten Kollektivs. Ich bin nicht allein, ich bin eingebettet in einem "wir". Die Einheit liegt allen am Herzen.

Und wieder gilt: Es wird nicht Musik aufgeführt, es geht um die participatio, um die Teilhaberschaft am himmlischen Geschehen, vielleicht mit Orgel, Psalter, Choral, Erweckungslied - vielleicht mit Worship und Hip-Hop.

Gibt es hier wirklich ein richtig oder falsch? Wohl kaum! Was aber feststeht: Es geht nicht um Unterhaltung und Show. Vielleicht entstehen noch einmal musikalische Kunstwerke, die den Jahrhunderttest bestehen. Wo die Gläubigen in dieser Sorgfalt miteinander umgehen, verbreitet sich die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes und die Liebe unter den Menschen wird sichtbar.