Gottfried Locher als Präsident der EKS zurückgetreten
Gottfried Locher ist am Mittwoch, 27. Mai,
als Präsident der Evangelisch-reformierten
Kirche Schweiz EKS zurückgetreten.
Er teilte dem Synodepräsidenten
Pierre de Salis mit, dass er per sofort
aus seinem Amt scheide.
Laut einer Mitteilung des Rats war die Handlungsfähigkeit des Präsidenten eingeschränkt, dies «wegen eines Geschäfts, das dem Rat am 13. April zugetragen wurde und seither intensiv behandelt wird». Obwohl der Sachverhalt erst abgeklärt werde, habe Locher angesichts der aktuellen Herausforderungen der EKS im Gespräch mit dem Rat beschlossen, per sofort zurückzutreten.
Ende April war Sabine Brändlin nach einem Konflikt aus dem siebenköpfigen Rat der EKS zurückgetreten. Darauf machten vier Kantonalkirchen mit einer Interpellation Druck auf den Rat; das Synodepräsidium schlug eine nichtständige Kommission zur Aufklärung vor. Die GPK der EKS beschäftigt sich bereits mit der Sache.
Eine Diskussion um seine Person soll nach dem Willen von Gottfried Locher die Arbeit der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz nicht erschweren. Er wolle «mit seinem Ausscheiden ein Zeichen setzen, damit sich alle Kräfte auf die Weiterentwicklung der Kirche konzentrieren können», heisst es in der Mitteilung des Rats. Laut Medienberichten steht der Vorwurf von Grenzverletzungen im Raum.
Seit 2011 im Amt
Der Berner Pfarrer Gottfried Locher wurde im Juni 2010 als Ratsvorsitzender des Kirchenbundes SEK gewählt und 2014 und 2018 im Amt bestätigt. Er setzte mit seinen Beiträgen und Ansprachen, welche reformierte Theologie und Kirchenpolitik aufeinander bezogen, Akzente. Das Landeskirchen-Forum unterstützte er als Mitglied des Patronatskomitees.
Locher förderte die grosskirchliche Ökumene und übernahm den Vorsitz der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE. Er motivierte die Schweizer Reformierten, das Jubiläum 500 Jahre Reformation mit dem weltweiten Protestantismus 2017 zu feiern.
Der erste Anlauf zur Gesamtrevision der SEK-Verfassung misslang 2014. Der zweite Versuch – eine gesamtschweizerische Kirchgemeinschaft mit Synode unter Beibehaltung der Vereinsstruktur – führte zur Verabschiedung der neuen Verfassung im Dezember 2018. Mit ihr wurde wandelte sich der SEK auf Neujahr 2020 zur Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz EKS.
In der Mitteilung dankt der Rat Gottfried Locher für seine Verdienste. Er schreibt, die Aufarbeitung des Geschäfts innerhalb der EKS gehe weiter. Bereits am 17. April 2020 sei beschlossen worden, den Sachverhalt von einer externen Stelle untersuchen zu lassen. Bis zur Neubesetzung des Präsidiums werden Vizepräsidentin Esther Gaillard und Vizepräsident Daniel Reuter die Geschäfte führen.