Freude und Power in der Jugendarbeit
Mit Jugendlichen unterwegs sein begeistert – und fordert viel. Das machten Marianne Gerber und Andreas Wiedmer am 16. März in Suhr deutlich. Die LKF-Tagung diente der Ermutigung von Akteuren und Verantwortlichen der Jugendarbeit, mit Inputs, Erfahrungsaustausch, Lobpreis und Gebet. Neun Frauen und Männer berichteten am Nachmittag in Kleingruppen, wie sie Jugendliche abholen, einbeziehen und fördern.
Die Arbeit mit Jugendlichen kam im Länzihuus, dem Zentrum der Kirchgemeinde Suhr bei Aarau, unter drei Aspekten in den Blick: Die Ausrichtung auf Jesus gibt den Jugendarbeitenden Boden unter den Füssen. Geben sie auf sich selbst acht, können sie hoffnungsvoll dranbleiben – Voraussetzung für kreative Arbeit. Der Inspiration der Teilnehmenden dienten neben Inputs und Gesprächsrunden Gebet und Lobpreis.
Den Blick auf Jesus richten
Marianne Gerber, die in der Kirchgemeinde Pfäffikon ZH angestellt ist, zeigte mit Johannes 4, wie Jesus den Blickwinkel der samaritischen Frau am Brunnen änderte. Gerber verdeutlichte dies mit der Brille. So wie sie die Brille aufsetze, wolle sie den Blick auf Jesus richten. «Meine Aufgabe ist nicht, die Fäden in der Hand zu halten, sondern den Blick auf Jesus zu halten.» Auf diese Weise könne sie üben, die Dinge wie er zu sehen.
Marianne Gerber riet, in Zeiten der Stille «zu dem zu kommen, der noch mehr Möglichkeiten hat», und die Freundschaft mit ihm zu pflegen. Ein Aufenthalt in einem Haus der Stille oder des Gebets, Fasten, Malen, Wandern, Lieder schreiben …: Es gebe viele Weisen, sich auf Jesus auszurichten.
Für Zeiten der Sammlung riet Marianne Gerber, das Handy abzuschalten. Sie traue Jesus zu, «dass er alles im Griff hat, wenn ich offline bin». Die 55 Teilnehmenden schrieben dann auf, wie sie sich auf Jesus Christus ausrichten, und hängten die Blätter über eine Wäscheleine.
Marathonlauf, nicht Sprint
Wie bleiben Jugendarbeitende ausdauernd und hoffnungsvoll? Andreas Wiedmer, Sozialdiakon in Jegenstorf, packte Erfahrungen aus 20 Jahren in seinen Input über den Umgang mit sich selbst und Beziehungen zum Umfeld.
Weil Leiter blinde Flecken haben, «müssen andere uns den Spiegel hinhalten». Es gehört sich für Leiter, dass sie sich begleiten und coachen lassen. Dem Mentor, der Seelsorgerin sei auch zuzugestehen, dass sie grundlegende und unbewusste Lebensmuster thematisieren. «Was ist der Motor meines Handelns? Und was erfüllt mich mit Zufriedenheit?»
Selbstführung
Wiedmer verwies auf 1. Timotheus 4,16 «Gib auf dich selbst acht» und das Buch über Selbstführung von Thomas Härry. Er machte die Gefährdungen deutlich, denen Leiterinnen und Leiter ausgesetzt sind, etwa wenn sie wenig oder keine Anerkennung erhalten. «Hole ich sie mir auf eine krank machende Art, durch x Überstunden, durch Perfektionismus, durch Haschen nach Aufmerksamkeit?»
Dem Ausbrennen kann vorbeugen, wer seine Motivation und sein Tun anhaltend reflektiert – und «das Arbeitsumfeld wechselt, bevor es zu spät ist». Jugendarbeitende sollten dies nach 7-10 Jahren erwägen.
Privates von der Arbeit trennen
Von Diakonen wird erwartet, dass sie vieles tun. Sie müssten, so Wiedmer, Erholung einplanen und das Private von der Arbeit klar trennen. Er habe ein Mobil-Telefon im Büro, das er in der Freizeit nicht nutze. «Findet einen Weg, womit ihr euch abgrenzen könnt.» Wirkliche Notfälle gebe es nicht viele.
Andreas Wiedmer riet zur Intervision und regelmässigen Retraiten. Und: «Du brauchst jemand, mit dem du austauschen kannst.»
Danach gab der erfahrene Sozialdiakon Ratschläge für die Arbeit im Team und das Verhältnis zur Behörde. Aufgaben und Kompetenzen müssen geklärt sein, Rollen bewusst gemacht und Erwartungen ausgesprochen werden.
Er sprach auch die Beziehung zu den Jugendlichen an, die Nähe und Distanz erfordert. Er riet, Aufgaben zu verteilen, Verantwortung zu übernehmen und zu führen. «Und mache, was dir Gott vor die Füsse legt, geh durch Türen, wo der Schlüssel schon gedreht ist.»
Würzig
Durch den Tag führten Matthias Spiess (SEA, LKF-Vorstand) und Nadja Gerber vom Jahu Biel. Auch nach dem ersten Teil mit mehrmaligem 1:1-Austausch war viel Zeit für Gespräche. Das Mittagessen hatten die Suhrer Gastgeber um die Jugendarbeiterin Karin Hoffmann von Pakistanern und einer Äthiopierin zubereiten lassen.
Am Nachmittag berichteten neun Frauen und Männer, Angestellte von Kirchgemeinden, was ihnen in der Jugendarbeit wichtig ist. Das Spektrum reichte vom Hiphop-Event bis zum Engagieren von Jugendlichen für Camps, wo sie zusehen oder erste Aufgaben übernehmen und dann selbst etwas wagen und beitragen.
An einem Tisch diskutierten Mitglieder von Kirchenpflegen. Mit einem Song – drei Musiker aus Ittigen BE hatten schon am Morgen ins Lob hinein geführt – und dem Segen durch drei Suhrer Christen endete der Mut machende Tag. Der Jugendliche erbat «Inspiration, Freude und Power» für die Teilnehmenden.