Reformation als Auftrag
Gemeindetag am 25. November 2017 in der reformierten Kirchgemeinde Jegenstorf-Urtenen – das waren: erstens über 50 Freiwillige, Ehrenamtliche, Mitarbeiter und weitere Interessierte. Zweitens packende und inspirierende Referate von Pfarrer Dr. Klaus Douglass. Und drittens die Erkenntnis: Reformation ist kein abgeschlossenes Ereignis der Vergangenheit, sondern eine Aufgabe und ein Auftrag für die Zukunft.
Als Klaus Douglass gegen Ende des Seminartages wegen eines regionalen Stromausfalls über eine halbe Stunde im schummrigen Halbdunkel weiterreferierte und dann kurz vor Schluss seiner Ausführungen die Lichter doch wieder angingen, war das an Symbolik kaum zu überbieten.
Den Teilnehmern war im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufgegangen. Reformation, das ist kein punktuelles Ereignis, das vor 500 Jahren stattgefunden hat. Kein Auftrag, der erledigt wurde und auf den man mit würdigen Feiern zurückblicken kann. Nein, Reformation, das ist ein Ereignis, das in der Zukunft liegt. Eine Aufgabe, die noch vor uns steht.
Gnade!
Der vom Ortspfarrer Kurt Bienz organisierte Gemeindetag begann mit einem Referat zum Thema Gnade. Der Theologe Klaus Douglass, bekannt durch Bücher und rege Seminartätigkeit, zeigte auf, dass die Gnade im Zentrum der Reformations-Bewegung stand. Dieses innere Feuer gilt es wiederzuentdecken.
Leider ist heute in der Christenheit vieles auf Sparflamme. Mit eindringlichen Worten stellte Klaus Douglass die Aktualität der Gnade dar. Weltweit zittern die meisten Menschen vor ihren Göttern. Douglass plädierte für eine Kultur des Feierns und der Freude. Eigentlich sollte die Freude über die erfahrene Gnade das Markenzeichen evangelischer Botschaft sein.
Vielfältiger beten
Das zweite Referat drehte sich ums Thema Gebet. Der Referent führte die Teilnehmer in eine Weite. Er zeigte über 50 verschiedene Formen des Betens auf: einsame und gemeinsame, laute und leise, kreative und nüchterne, spontane und liturgische. Oft kranken Gemeinden daran, dass sie nur wenige bestimmte Gebetsformen kennen. Klaus Douglass ermutigte dazu, den Blick zu öffnen und einer vielfältigen Gebetskultur Raum zu geben.
Gemeinde – gabenorientiert
Im dritten Referat zur Kirche von morgen plädierte der Gast aus Frankfurt für einen Paradigmenwechsel. Die Gemeinde der Zukunft sollte weniger aufgabenorientiert, sondern vielmehr gabenorientiert sein. Oftmals stehen Programme im Zentrum der Gemeindearbeit, für die Freiwillige gesucht werden.
Klaus Douglass rief dazu auf, zuerst die Gaben der Gemeindeglieder in den Blick zu nehmen – und dann auf Grund der vorhandenen Gaben das Gemeindeleben zu planen. Die Gemeindeleitung soll sich, so Douglass, darauf konzentrieren, den Gemeindegliedern zu helfen, ihre Gaben zu entdecken und zum Einsatz zu bringen.
Nach dem Seminartag war man sich einig: Die durch Klaus Douglass aufgeworfenen Fragestellungen sollen weiterverfolgt werden. An einem Gemeindeabend wird man den Faden aufnehmen und sich fragen, welche konkreten Schritte in Jegenstorf in Angriff genommen werden. Affaire à suivre!
Autor: Pfr. Daniel Mauerhofer, Jegenstorf