Theologische Fachhochschule für die Romandie
Das innovative Theologiestudium auf Fachhochschul-Niveau, das im September in St-Légier bei Vevey startet, stösst auf grosses Interesse. 40 Personen nahmen kürzlich am ersten Info-Tag der Haute Ecole de Théologie HET-PRO teil; ein zweiter Tag findet am 13. Mai statt. Die Schule offeriert ein Studium der Theologie mit kritischem Blick auf die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung, einen Weg in geistlicher Gemeinschaft.
Mit der Fachhochschul-Konzeption streben die Initianten aus der reformierten Landeskirche und Freikirchen die staatliche und landeskirchliche Anerkennung an. Die Schule ist in St-Légier oberhalb von Vevey domiziliert.
Theologie für die Kirche
Das dortige Institut Biblique et Missionnaire Emmaüs (IBME), das seit 1925 von 3000 Personen durchlaufen wurde, mutiert zur HET-PRO.
Rektor der neuen Schule ist Dr. Jean Decorvet. Der Sohn des bekannten Pfarrers Philippe Decorvet arbeitete selbst als Pfarrer in der Waadtländer Kirche und doktorierte in den USA. Die Schule hat sechs Dozenten und zwei Lehrbeauftragte ernannt, die ein weites Spektrum abdecken (Lehrkörper).
Zu den Initianten der HET-PRO gehören Jean-Claude Badoux, der früher die ETH Lausanne und den Waadtländer Synodalrat präsidierte, und Shafique Keshavjee, bis 2010 Professor für ökumenische und Religions-Theologie an der Uni Genf.
Relevant für Kultur und Gesellschaft
Die HET-PRO hat ein Bachelor- und ein Masterstudium in angewandter Theologie konzipiert (3 und 2 Jahre, 180 und 120 ECTS). Neben dem Studiengang, der auf biblisch-theologische Fächer fokussiert, werden die Studiengänge «Leitung in der Kirche» und «In terkulturelle Dienste und Mission» angeboten.
Damit unterstreicht die Schule, was sie mit ihrem Kürzel PRO meint: «protestante, professante, professionnalisante»: evangelisch, bekennend, berufsbildend. Das Studium kann voll- und teilzeitlich durchlaufen werden. Angeboten wird auch ein einjähriger Grundkurs, der zu einem Zertifikat führt.
Undank
Die Initianten der HET-PRO reagieren auf ein tiefes Malaise in der Pfarrerausbildung der Romandie. An der Theologischen Fakultät Lausanne studiert aktuell laut ref.ch ein einziger Student (!) mit dem Berufswunsch Pfarrer. Doch der Waadtländer Synodalratspräsident Xavier Paillard lehnt eine Zusammenarbeit ab. Er will den universitären Charakter der Theologenausbildung «auf jeden Fall erhalten».
Es gehe um Offenheit für gesellschaftliche Fragen, sagte Paillard gegenüber ref.ch. (Laut ref.ch fehlen in der Romandie.die in der Deutschschweiz kirchlicherseits eingeführten Eignungsabklärungen, Mentorate und Praktika.)
Im neuen Plan zum Masterstudium in Theologie, das von den in einem Collège verbundenen Fakultäten Genf und Lausanne gemeinsam angeboten wird, heisst es dementsprechend: «La théologie est une formation humaniste visant à permettre à l’étudiant d’être à l’aise dans toutes sortes de domaines allant des sciences historiques à la philosophie éthique, du comparatisme religieux à travers les siècles à une réflexion critique sur les pratiques des églises contemporaines.»
Missionale Theologie: bibelbasiert, praxisbezogen und in Gemeinschaft
Die HET-PRO strebt dagegen theologisches Studium in Verbindung mit lebendiger persönlicher Spiritualität und Gemeinschaft an (wie es auch das erfolgreiche St Mellitus College der anglikanischen Kirche in London tut): «… nos formations conjuguent spiritualité vivante et excellence académique, dynamique missionnelle et compétences pratiques. Nous croyons fondamentalement qu’une étude rigoureuse de la Bible implique un accent fort sur la vie spirituelle.»