Bekenntnis: Kraft aus durchdachtem Glauben
Was macht Kirche zur Kirche? Und was ist ein Christ? Die Fragen stehen seit der Zeit der Apostel im Raum. Eine hochkarätige Zürcher Fachtagung zum 450. Jahrestag des Zweiten Helvetischen Bekenntnis von Heinrich Bullinger spürte dem Werden des reformierten Profils nach. Der gewichtigste reformierte Text aus dem 16. Jahrhundert bietet noch heute Hilfe. Bullinger macht Mut zum überlegten Bezeugen des christlichen Glaubens.
Dienen Bekenntnisse als hilfreiche Zusammenfassungen des Glaubens, als einigendes Band, als Grenzziehung gegen Irrtum, als Verbindung zu Gläubigen früherer Zeiten und Anker im Strom der Geschichte – oder sind sie Fesseln, dogmatisches Korsett, dem Denken zuwider, Heuchelei? Das ist gerade in der Schweiz zu diskutieren, wo die Reformierten seit 150 Jahren ohne verpflichtendes Glaubensbekenntnis leben, wo die Bekenntnisschriften der Reformationszeit Staub angesetzt haben – mit unübersehbaren Folgen.
Leuchtturm für Generationen
Der Blick auf die Anfänge ist instruktiv: Zu neuen Ufern aufgebrochen, rangen die Reformatoren, in den Kämpfen des 16. Jahrhunderts aufs Äusserste gefordert, um das Licht des Evangeliums, um Präzision im Verstehen des Glaubens. Die Bekenntnisschriften, die dabei entstanden, waren Leuchttürme für Generationen. Die grösste Verbreitung fanden bei Reformierten der Heidelberger Katechismus von 1563 und das Zweite Helvetische Bekenntnis von 1566. Kinder lernten den Katechismus; Theologen wurden aufs Bekenntnis verpflichtet.
Rechenschaft vom Glauben
Im 21. Jahrhundert liegt nicht bloss der Streit der 1860er Jahre ums Bekenntnis weit zurück, sondern auch der Katechismusunterricht ist Geschichte. Und doch ist die Kirche gefordert, vom Glauben Rechenschaft zu geben und das Einigende zum Ausdruck zu bringen. Dies bemerkte SEK-Ratspräsident Gottfried Locher zur Eröffnung der Fachtagung am 7. und 8. Oktober 2016 in der Helferei beim Grossmünster in Zürich. Die Pluralisierung der Kirche selbst sei eine «ernst zu hinterfragende Entwicklung».
Nach 450 Jahren anregend
An der von Martin Hirzel und Frank Mathwig (SEK) geleiteten Tagung ging es um Entstehung, Aussagen, Wirkung und Aktualität des Zweiten Helvetischen Bekenntnisses (Confessio Helvetica Posterior, hier: CHP). Neun Experten analysierten das Bekenntnis unter den Titeln Erwählung, Rechtfertigung und gute Werke, Heiliger Geist, Sakramente, Ekklesiologie, Staatsverständnis, ökumenische Dimension und europäische Wirkung.
Bruce Gordon hob Bullingers Leidenschaft für die Kirche als Leib Christi und seine Vision reformierter Katholizität hervor. Martin Sallmann erläuterte die Lehre von der Prädestination: «Das Sein in Christus wird zum Ort der Vergewisserung der Erwählung». Christsein, so Luca Baschera, ist Teilhabe an Christus – durch inneren Glauben und in der Gemeinschaft der Kirche, welche Sakramente als Zeichen von Gottes Gnade darbietet. Dass Bullinger da auf einem schmalen Grat ging, erläuterte Amy Burnett. Gott leitet die Glaubenden durch gute Gebote auf dem Weg; wie sich der Glaube im Tun ausdrückt, legte Christiane Tietz dar.
Griffige Theologie für evangelische Katholizität
Peter Opitz und Michael Beintker beleuchteten Bullingers Kirchenverständnis – mit dem Anspruch evangelischer Katholizität herausfordernd und in seiner ökumenischen Offenheit hochaktuell. Emidio Campi zeichnete nach, mit welchen Absichten Zwingli und Bullinger die Zürcher Kirche eng an den Staat banden. Eva-Maria Faber führte aus, wie Katholiken heute Anliegen der CHP aufnehmen und wo das Zweite Helvetische Bekenntnis die römische Kirche noch beisst. Vor dem Abendapéro stellte Thomas Maissen ein (englisches) Handbuch zur Schweizer Reformation vor, das 2017 deutsch erscheinen soll.
In den Vorträgen und Diskussionen der beiden Tage deutete sich an, dass das Vermächtnis Bullingers heute weiter bedacht zu werden verdient. Der Reformator formulierte Grundlagen des Glaubens und des Kirche-Seins, die noch heute Orientierung geben. Wo sind sie gelandet, die von den Schultern der Väter des reformierten Glaubens ins Weite sprangen?
In der Folge sind die Referate zusammengefasst. Sie sollen als Band herausgegeben werden.
Die Vorträge zum Zweiten Helvetischen Bekenntnis
Die Confessio Helvetica Posterior (Text und Gliederung) ist ein reifes Zeugnis der Spiritualität von Heinrich Bullinger (1509-75), der nach Zwinglis Tod 1531 die Leitung der ersten reformierten Kirche übernahm und dieses Amt bis zu seinem Tod versah. Als die Pest 1561 Zürich heimsuchte, fasste der Kirchenleiter, Autor dutzender Bücher, seinen Glauben zusammen. Er bearbeitete den Text, als Jahre später der arg bedrängte pfälzische Kurfürst um eine gültige Darlegung des reformierten Glaubens zu Handen des katholischen Kaisers nachsuchte.
Bullingers theologisches Vermächtnis wurde bei seiner Veröffentlichung Anfang 1566 von den reformierten Kirchen der Eidgenossenschaft (Ausnahme: Basel) als Bekenntnis angenommen; es folgten die Reformierten in Schottland, Mittel- und Osteuropa. Bei den Reformierten Ungarns ist die CHP bis heute als Bekenntnisschrift in Kraft.
«Reformierter Standard»
450 Jahre nach ihrer Veröffentlichung würdigte Bruce Gordon (Yale Divinity School) in seinem Vortrag an Bullingers Wirkungsstätte in Zürich seine Leidenschaft für die Kirche als Leib Christi und seine Vision reformierter Katholizität. Die Klarheit und Tiefe der CHP und ihr Umfang hätten sie zu einem reformierten Standard werden lassen. In vielen Kämpfen und Disputen erprobt, habe sich Bullinger, als die Gräben zwischen den Konfessionen vertieft wurden (in Frankreich erste Religionskriege), als elder statesman der Bewegung erwiesen.
Laut Gordon erschien die CHP zu einem entscheidenden Zeitpunkt der europäischen Reformation, als der 1529 entstandene Riss – für Luther waren die Reformierten Ketzer – das ganze Gebäude zum Einsturz zu bringen drohte. Allein Bullinger hatte das Format, den reformierten Glauben umfassend, klar und dabei unpolemisch darzulegen. Die Autorität der Heiligen Schrift wird so gefasst, dass sie alle anderen Lehren stützt und beglaubigt. Die CHP sei nicht ein trockenes theologisches Dokument, sondern ein «Meilenstein der Reformation», sagte Gordon. Und wohl das am meisten unterschätzte christliche Glaubenszeugnis aus der Schweiz.
Prädestiniert
Wie kommt es, dass Menschen Christen werden? Die klassische reformierte Antwort auf die Frage formulierte Bullinger in der CHP: ohne Verdienst, durch die Vorherbestimmung Gottes. Die Prädestination steht im Kontext von Schöpfung, Vorsehung und Christologie. «Also hat uns Gott … in Christus und um Christi willen erwählt, so dass diejenigen auch die Erwählten sind, die bereits durch den Glauben in Christus eingepflanzt wurden» (c.10).
Wie Martin Sallmann (Bern) betonte, wird «das Sein in Christus zum Ort der Vergewisserung der Erwählung». In Bullingers Worten: «Christus sei der Spiegel, in dem wir unsere Vorherbestimmung betrachten.» Ausserhalb des Glaubens an Christus soll nicht über Erwählung (und Verwerfung) gegrübelt werden. Für Sallmann zeigen sich seelsorgerliche Weisheit und Ausgewogenheit Bullingers im Kapitel, das mit der Mahnung des Paulus schliesst, Christen sollten ihr «Heil mit Furcht und Zittern schaffen».
Mit Christus verbunden
Christsein ist Anteil an Christus haben. In einer Lehrpredigt (Dekade V,9) hatte Bullinger formuliert: «Unter Gemeinschaft verstehe ich die Teilhabe am Herrn Jesus Christus, durch die er selbst durch seinen Geist sich ganz in uns einsenkt und sich mit uns verbindet und wir wiederum durch den Glauben seiner teilhaftig und mit ihm verbunden werden, so dass wir, die durch ihn von der Sünde und vom Tod erlöst worden sind, in ihm leben als Erben des ewigen Lebens und er in uns lebt und ganz unser ist, wie auch wir ihm ganz angehören.»
Die Teilhabe an Christus geschieht durch den Geist, wie Luca Baschera (Zürich) darlegte; sie vollzieht sich sowohl im Glauben des Herzens wie auch in äusserlichen kirchlichen Handlungen. In der Verkündigung von Gottes Wort durch Menschen ist Gott selbst zu vernehmen – «ein geistgewirktes Geschehen, das aber nicht ohne menschliches dienendes Handeln zustande kommen könnte».
Heiliger Geist unverfügbar
Gleiches gilt für die Sakramente Taufe und Abendmahl. In den Zeichen ist Christus gegenwärtig. In den heiligen Handlungen fallen irdische und himmlische Dimension zusammen, indem der Heilige Geist unverfügbar wirkt. «Nur Gott selbst kann aus dem Ritus überhaupt ein Sakrament machen.» Nach Baschera darf die Teilhabe des Gläubigen an Christus im Geist als «Fluchtpunkt des gesamten theologischen Denkens Bullingers» gelten.
Kontroverse Sakramente
Grundlegend für das Verständnis der beiden Sakramente war für Bullinger der eine, ewige Bund Gottes mit seinem Volk: Taufe und Abendmahl seien gegeben worden in Ablösung der alttestamentlichen sakramentalen Zeichen Beschneidung und Passahmahl. Dies legte Amy Burnett (Lincoln/Nebraska) dar. Bullinger folgte Zwingli, der dieses neue Verständnis von Taufe in seiner Wendung gegen die Täufer formuliert hatte.
Das Verständnis des Abendmahls wurde in Gesprächen mit Jean Calvin geklärt, die zum Consensus Tigurinus von 1549 führten. Laut Burnett bewegte sich Bullinger in der Abgrenzung von Rom und Wittenberg einerseits, von Spiritualisten und Täufern andererseits auf einem «schmalen Grat». Die Anerkennung der CHP auch jenseits der Schweizer Grenzen habe dieses Sakramentsverständnis zum Massstab rechten reformierten Glaubens werden lassen.
Gutes Gesetz Gottes
Wem Gott vergibt, den soll das nicht zu einem unmoralischen Leben verleiten. Das Gesetz Gottes – von den Reformierten im Unterschied zu Luther grundsätzlich positiv bewertet – hilft auf dem Weg. Wie Christiane Tietz (Zürich) darlegte, sah Bulllinger Sünde auch als Wollen des gefallenen Menschen. Er lehrte Gehorsam als dankbare Antwort des Erlösten auf die Gebote. Die CHP bindet Paulus und Jakobus zusammen: Christen sollen den lebendigen Glauben durch ihr Tun deutlich machen (lat. declarare). Bullinger, so Tietz, «betont das Erfordernis guter Werke – aber so, dass es den reformatorischen Gnadengedanken nicht aushöhlt».
Eine Kirche
Das Verständnis der Kirche war im 16. Jahrhundert heftigst umstritten. Jene, die sie wieder in gute, schriftgemässe Form bringen wollten (re-formatio), stiessen im Schmerz über Roms Bannspruch zu bleibenden Einsichten vor. Bullingers Gedanken am Anfang des konfessionellen Zeitalters zeichnete Peter Opitz (Zürich) nach. Wie viel auf dem Spiel stand, zeigt sich schon daran, dass die Kapitel 17 bis 30 der CHP alle von der Kirche handeln.
Kirche gründet in der Einheit Gottes. Das heisst, so Opitz, dann auch: «Es kann nur eine Kirche geben, sofern es die Kirche Christi ist.» Mit den anderen Reformatoren unterschied der Zürcher Kirchenleiter sichtbare und unsichtbare Kirche. Der Bezug zu Christus «entscheidet darüber, in welchem Mass sie als sichtbare Kirche sich mit der verborgenen Kirche deckt». Auch die zerstrittene, lehrmässig gespaltene Kirche ist nicht von Gott verlassen! «Wahre Kirche ist, wo das solus Christus, trinitarisch verstanden, ernst genommen wird.» Der römischen Kirche warf Bullinger vor, die Präsenz von Christus in seiner Kirche zu mindern; bei den Täufern kritisierte er, sie stellten überprüfbare Kriterien für diese Präsenz auf.
Christlich verpflichtete Obrigkeit
Emidio Campi (Zürich) referierte über Kirche und Staat in der CHP. Zürich habe um 1520 vielleicht 6000 Einwohner gehabt und in sieben Klöstern und Stiften 200 Geistliche gezählt, 15 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung! «Dieses Kirchentum brach innert weniger Jahre zusammen.» Der Reformator Ulrich Zwingli verstand Kirche und Staat «in gegenseitiger Zuordnung auf das göttliche Gebot bezogen». So sollten sie, schrieb er, «der göttlichen Gerechtigkeit so nahe kommen, wie es möglich ist».
An der Limmat wurde der Gottesdienstbesuch obligatorische Bürgerpflicht. Der Humanist Zwingli hatte Grosses im Sinn: «Das Reich Christi muss auch äusserlich zur Darstellung kommen.» Stärker als Calvin und der Basler Reformator Oekolampad wollte er die Obrigkeit darauf verpflichten, dass sie das Gemeinwesen christlich durchdringe und das kirchliche Leben mitgestalte, ja die Kirche leiten helfe.
Das zeigte sich im staatlichen Ehegericht (Kirchenzucht, Ausdruck allgemeiner Sittenzucht, obliegt dem Staat!) und auch in der Synode: Die Pfarrer tagten mit einer Abordnung des Rates, mit Bürgermeister und Stadtschreiber. Geistliche konnten ihre Anliegen den Ratsherren vortragen; Entscheide fällte der Rat. Bullinger war mitverantwortlich für die neu eingerichteten obligatorischen staatlichen Schulen.
Laut Campi dachte Bullinger, auch eine an den Staat angelehnte Kirche könne die Freiheit des Evangeliums wahren (die Täufer hatten in dem System keinen Platz). Nach dem Ableben ihres überragenden Leiters wurde die reformierte Zürcher Kirche allerdings rasch Staatskirche ohne Kraft zum Eigen- und Widerständigen – bis 1803 …
Weltumspannende Kirche
Als Christen, die aufgrund der Schrift an den dreieinen Gott glauben, wollen die Reformierten als Glieder der allgemeinen (katholischen) Kirche gelten. Laut Michael Beintker (Münster) fällt auf, wie geschickt Heinrich Bullinger für die Evangelischen Katholizität beanspruchte – «eine über die wahre Lehre definierte Katholizität». Katholisch ist der Glaube, katholisch ist zweitens die Kirche, die die Welt umspannt und sich über alle Zeiten erstreckt (für Bullinger beginnt sie im Bund mit Abraham).
In den Augen Beintkers kann die CHP als Anleitung zum Miteinander der Kirchen gelesen werden: Um ihre Einheit sichtbar zu machen, sind sie zur Ökumene verpflichtet. Die Lehre von der Kirche habe Bullinger friedfertig formuliert. Und weitsichtig: «im unverkrampften Umgang mit Verschiedenheit und Differenz». Der Reformator bejahte die Pluralität von Kirchen (nicht Freikirchen!). «Die Kirchen werden dadurch zusammengehalten, dass sie Jesus Christus als ihr einziges Haupt anerkennen.»
Daher sind, so Beintker, der Konsens in Trinitätslehre, Christologie und Soteriologie entscheidend für die Ökumene; sie müssten in den Gesprächen im Vordergrund stehen. Es gehe um Einheit in versöhnter Verschiedenheit. Was die altevangelischen Kirchen Europas in den letzten Jahrzehnten an Übereinstimmung realisierten (Leuenberger Konkordie), sei in der CHP angelegt.
Katholische Lernprozesse
Eva-Maria Faber (Chur) besprach die CHP aus römisch-katholischer Sicht. Das Bekenntnis sei im Zuge der Gegenreformation kaum und erst nur negativ wahrgenommen worden. Eine heutige Lektüre kreist um die Autorität von Schrift und Tradition. Die Gegenreformation habe die Aktualität der Anrede Gottes durch sein Wort abgelehnt – hier sei die ökumenische Annäherung inzwischen gelungen, sagte Faber mit Verweis auf das Zweite Vatikanische Konzil.
Die Autorität der Heiligen Schrift sei auch im 16. Jahrhundert nicht strittig gewesen. Aber dass sie fürs Leben der Kirche genügt und sich ohne Tradition auslegt – das sei auch heute noch «ein neuralgischer Punkt». Faber äusserte die Befürchtung, dass «die kritische Funktion der Schrift gegenüber Tradition und Kirche römisch-katholisch unterbelichtet bleibt». Die Theologieprofessorin wies andererseits darauf hin, dass für den Reformator Bullinger die sogenannte regula fidei – welche eminent im Apostolikum Ausdruck findet – und damit die «Apostolische Tradition» von grosser Bedeutung war.
Die CHP nimmt die Heilige Schrift und frühe, ökumenische Bekenntnisse als verbindliche Bezugspunkte. «Sie traut sich gerade deswegen, in der Gegenwart die wahre Kirche zu identifizieren.» Wie kann es heute gelingen, fragte Faber, «den christlichen Glauben identitätsstiftend, gemeinschaftsprägend und lebensgestaltend zu tradieren?»
2017: Handbuch zur Schweizer Reformation
An der Tagung wurde ein Handbuch zur Schweizer Reformation vorgestellt, das englisch erschienen ist und künftig auch in deutscher Übersetzung verlegt werden soll. Laut Thomas Maissen (Paris) kann das Werk dazu beitragen, die hiesige Reformation im europäischen Kontext weiter zu denken. Die Achse Zürich-Genf sei im 16. Jahrhundert überhaupt nicht selbstverständlich gewesen. «Es gab andere Optionen»: eine Eidgenossenschaft um den Rhein oder um den Bodensee.
In der Reformation sei zwar Kirche für Staatsbildung vereinnahmt worden, sagte der Historiker; die Kriege hätten die Eidgenossenschaft existentiell gefährdet – doch hätte eine im ganzen Land erfolgreiche Reformation ihm wohl nicht erlaubt, sich aus dem 30-jährigen Krieg herauszuhalten. Bullingers Bekenntnis, so Maissen, «lädt zu Einheit ein in einem Gebilde, das uneinheitlich ist – zu einer Zeit, in der man meinte, Einheitlichkeit gewährleiste Bestehen».