40 Jahre Jahu: «Begeistert unterwegs»

Fröhlich, kreativ, gehaltvoll und locker hat sich die landeskirchliche Gemeinschaft Jahu in Biel am 14.-16. August zu ihrem 40-Jahr-Jubiläum präsentiert.

Ein Empfang und eine Krea-Night, eine Quartierchilbi und ein Festgottesdienst: Die landeskirchliche Gemeinschaft Jahu lädt Gäste aus Politik und Kirchen wie auch die Nachbarn ein -– und Asylbewerber. Am Vorabend ist ein Sturm über Biel hinweggefegt und hat ein Zelt aus den Verankerungen gerissen. Am Freitag Abend treten an der Portstrasse die Gäste aus dem Regen in die geschmückte Christuskirche.

Am Empfang blickt der Leiter Pfr. Walter Dürr zurück auf die 40 Jahre. Sie begannen 1974 im Konflager von Pfr. Markus Jakob, als zwölf Konfirmanden sich Christus zuwandten. Sie mieteten für ihre Aktivitäten das Ja(berg)-Hu(us). Aus der Jugendgruppe wuchs später, inspiriert von JMEM, eine Gemeinschaft, die sich im Gegenwind behauptete, erwachsen wurde, landeskirchlich blieb und ihre Tätigkeit vielfach verzweigte.

Innovation und Reife
Mit dem Dank zweier Migrantenkinder, Schüler der vom Jahu gegründeten Privatschule, beginnt das Video, in dem auch der Bieler Gemeinderat Beat Feurer gratuliert. Er sei begeistert von der Innovationskraft des Jahu. Es sei einen langen Weg gegangen in 40 Jahren, resümiert der Berner Synodalratspräsident Andreas Zeller in seiner Gratulation. Er betont den pluralistischen Charakter der Landeskirche.

"Gott zu lieben mit allem, was wir sind, erweist sich als Kern einer befreienden Spiritualität".“ Diese ist laut Pfr. Walter Dürr die Mitte von sieben Werten des Jahu. Die Bewegung zielt zweitens auf gelingende Beziehungen, auf Versöhnung gegründet. Sie steht drittens für gelebte Ökumene, ein „"gemeinsames Glaubenszeugnis aller Christen, das in Jesus Christus seine Mitte hat und gleichzeitig die Vielfalt des gelebten Glaubens unterstreicht"“. In Biel wirkt man auf ein Fest aller Christen der Stadt hin. Viertens pflegt das Jahu dialogische Bildung (Schulkooperative, Studienzentrum an der Uni Fribourg, Master’s Commission).

Verantwortung übernehmen
Fünftens soll Kreativität weiter blühen, im Alltag wie in den Künsten, weil Menschen im Bild des Schöpfers geschaffen sind. Endlich wirkt das Jahu darauf hin, dass in Beziehungen sinnvoll gearbeitet werden kann und für die Gesellschaft und das Ganze der Schöpfung Verantwortung übernommen wird.

Ein neuer Song der Jahu-Band „"The Wilberforce"“ über Sklaverei und Verschleppung bildet die Brücke zu den Grussworten von Marc Jost und Richard Stern, der Präsidenten von Grossrat und Kirchensynode des Kantons. „"Unsere ganze Gesellschaft ist angewiesen auf gelingende Beziehungen“", würdigt Jost die Bemühungen des Jahu in Biel und überregional. Er dankt der Bewegung, dass sie Glauben-geleitetes gesellschaftliches Engagement aller Art als Gottesdienst ansieht. Diese Offenheit und Dienstbereitschaft sei vorbildlich.

Gemeinschaft inspiriert Kirche
„"Gemeinschaften und Bewegungen waren schon immer Inspiration für die Kirche und das Land"“, sagt Richard Stern, auf Klöster, Missionen und Diakonissenhäuser verweisend. Das Jahu lebe "„Beziehung, die der Anonymität trotzt. Man sucht sich füreinander einzusetzen und miteinander einen Weg zu gehen und sich Gott, einander und der Welt zu verschenken".“ In diesem Sinn, so Stern, sind Gemeinschaften "„inspirierend, herausfordernd, manchmal beängstigend, aber auch befreiend".“

Das Jahu pflege das Gemeinschaftliche in liturgischen Formen: „"Ihr versucht heilige Räume im Alltag und den Alltag der Beziehungen in einem grösserem Raum vor Gott zu stellen".“ Das geistliche Leben gehe in der nächsten Generation weiter, sagt Stern, und das Jahu mache Mut mit Freundschaft über konfessionelle Grenzen.

Noch mehr tun
Als Inspirationsquelle für die Kirche, die Stadt und darüber hinaus könne und solle die Gemeinschaft sich noch mehr ausstrecken zur Landeskirche hin, könne sie „"besser kennen lernen... und sich in ihr auch verschenken"“. Wer Christen aus der Kirche kenne, könne für sie einstehen im Gebet.

Anderseits ruft Stern die Bieler Kirchgemeinde auf, versöhnlich aufs Jahu zuzugehen und die ängstliche Zurückhaltung abzulegen. Dem Jahu legt er nahe, nach dem Herrnhuter Vorbild die Pflöcke weiter zu stecken, sich auch Flüchtlingen zuzuwenden.

Daran haben die Verantwortlichen gedacht: Am Samstag nehmen auch Asylbewerber an der Quartierchilbi teil. Vom Durchgangszentrum in Lyss lässt das Jahu in zwei Postautos herkommen und offeriert ihnen Speis und Trank.

Bild links: Pfr. Walter Dürr mit dem Gründer des Jahu, Pfr. Markus Jakob.

Jahu-Webseite