Die Volkskirchen sind herausgefordert, missionarisch zu werden. Laut der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD richtet sich Evangelisation an Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen bislang von der Verkündigung das Evangeliums nicht erreicht worden sind oder denen ihr Glaube aus welchen Gründen auch immer abhanden gekommen ist.
Nach dem Wort des Tübinger Theologen Eberhard Jüngel ist die Evangelisation "Herzschlag und Atem" der Kirche. In ihrem Papier «Das Evangelium unter die Leute bringen» hält die EKD fest: «Wir brauchen in der Kirche die Vielfalt missionarischer Wege und Konzepte, die unscheinbaren alltäglichen Bemühungen ebenso wie die gross angelegten Aktionen.»
Die gesellschaftlichen Entwicklungen treiben die alten Kirchen neu zur Evangelisation. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa GEKE hat 2006 das Umfeld skizziert: Säkularisierung und Traditionsabbruch, Freizeit- und Erlebnisorientierung, Gesundheitskult und durchgreifender Pluralismus prägen den Kontinent.
Evangelisch evangelisieren bedeutet, die Menschen im Lichte der Verheissung zu sehen, das heisst als die, die sie in Gottes Augen sind und wozu sie Gott in Christus berufen hat. Der deutsche Gemeindebauforscher Michael Herbst weist auf erfreuliche Aufbrüche in der anglikanischen Kirche in England hin.
Die Evangelische Kirche im Rheinland will begeistern, bewegen und zumuten und stellt mit Herbst fünf Merkmale einer missionarischen Volkskirche fest:
- Mission ist keine Veranstaltung, sondern eine Haltung.
- Mission ist mutig-tolerantes Zeugnis in der Postmoderne.
- Mission sucht viele Wege zu den Menschen, nach denen Gott sich sehnt.
- Mission zielt auf den ganzen Menschen und wünscht ihm, dass eine lebendige Glaubensbiographie blüht.
- Mission wagt plurale Strukturen.