Zukunft der Kirche: Auf Lehre kommt es an

Der christliche Glaube muss nicht nur gelebt und bezeugt, sondern zudem gelehrt werden. Dies haben US-Theologen in Beiträgen für ‚'Christianity Today'‘ betont. Sie ersehnen eine Renaissance der Katechese, der Unterweisung im Glauben, und fordern entsprechende Bemühungen.

Unter jungen Evangelicals in den USA verbreitet sich die Meinung, auch andere Religionen könnten zum ewigen Leben führen. Bloss die Hälfte liest die Bibel wöchentlich, wie das Pew Forum in seiner neusten Umfrage herausfand. Religionssoziologen fällt auf, dass der Pluralismus nicht zur Wertschätzung von Unterschieden führt, sondern zu Gleichgültigkeit, auch in religiösen Dingen.

Unter diesen Umständen hat es Lehre schwer: Über Belehrung rümpfen viele die Nase, als käme sie der Indoktrination gleich. Es geht für sie nicht mehr darum, richtig zu glauben, sondern anständig und gut zu leben. Geistliche Übungen, spirituelle Erfahrungen und soziales Engagement treten an die Stelle des Lernens.

Verzichtet die Gemeinde, unterweisen andere
Nun erheben US-Theologen den Mahnfinger: Wenn sich Christen nicht mehr um klare Lehre bemühen, überlassen sie das Feld religiöser Meinungsbildung anderen. Kevin De Young fordert, dass sich die westlichen Kirchen darauf konzentrieren, den Glauben auch in seiner lehrmässigen Gestalt zu erinnern. Dies sei jetzt wichtiger, als relevant zu sein oder ihn neu zu erfinden. „"Wir müssen die alte, alte Geschichte erinnern. Wir müssen den Glauben, der einst den Heiligen übergeben wurde, erinnern. Wir müssen die Wahrheiten, die Reformation, Erweckung und Erneuerung entzünden, erinnern".“ Und dies, so De Young, erfordere den Umgang mit Lehre, mit den Bekenntnissen und Katechismen früherer Generationen.

Kinder in einer presbyterianischen Kirche in Virginia

Unterweisung –- mehr als biblische Geschichten
James I. Packer und Gary A. Parrett reden einer eingehenden Katechese, Unterweisung im christlichen Glauben, das Wort. Sie verweisen auf die gesellschaftsverändernde Kraft der Reformation, die sich aus dem Unterricht des Glaubens und der intensiven Beschäftigung mit der Bibel ergab. Evangelische Kirche florierte durch Lehre. "„Die Hauptaufgabe eines Pastors, so befand man, ist, seiner Herde als Lehrer zu dienen“", schreiben Packer und Parrett.

Sie bedauern, dass in manchen Sonntagschulen eine Vertrautheit mit gewissen biblischen Geschichten gepflegt wurde, die an die Stelle der „"Verwurzelung in den grundlegenden Glaubensinhalten, Praktiken und ethischen Aspekten des Glaubens"“ trat, die Beschäftigung mit ihnen also verhinderte. Heute sei Katechese für die meisten Evangelicals, "„weitgehend ein unbekanntes Konzept"“.

Für eine starke Dosis Lehre
Darren C. Marks plädiert für eine starke Dosis Lehre im kirchlichen Leben. Er zitiert den Philosophen K.A. Smith: „"Theologie ist nicht eine intellektuelle Option, die uns zu klugen Christen macht; sie ist das gediegene (graced) Verstehen, das aus uns treue Jünger macht".“ Im Gefolge des einflussreichen deutschen Theologen Schleiermacher (1768-1834) stehe religiöse Erfahrung über der Lehre, schreibt Marks. Der Kirchenvater der Moderne schlug vor, „"dass wir theologische Ideen hinterfragen, anstatt uns von ihnen befragen zu lassen".“ Das Ergebnis: "„Die Betonung auf spiritueller Erfahrung hat uns, nicht Gott, auf den Führersitz gebracht".“ Ein Christentum im Gefolge Schleiermachers sei aber kraftlos.

Die christliche Gemeinde hat sich laut Marks dem Wort der Bibel auszusetzen und sich von ihm testen zu lassen. „"Weil es eine schwierige Aufgabe sein kann, Christus klar in der Bibel sprechen zu hören, hat die Kirche Theologie gebraucht, um diese Befragung zu testen".“ Die Kirche habe von den Kernsätzen des Glaubens auszugehen, die sich über Jahrhunderte als tragfähig erwiesen hätten –- nicht von "„my spirituality“", fordert Marks.

Die Beiträge über Katechese auf ‚'Christianity Today'‘
Webseite Pew Forum