Gottfried Locher kandidiert fürs SEK-Ratspräsidium

Der Berner Synodalrat hat Ende Februar sein Mitglied Gottfried Locher für den Ratsvorsitz des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK nominiert. Die Berner Kirche, die mitgliederstärkste des SEK, wolle zwischen der Deutschschweiz und der Romandie Brücken bauen und mit Locher das reformierte Profil schweizweit stärken, sagte Synodalratspräsident Andreas Zeller vor den Medien. Ende März wurden die Kandidaturen von David Weiss, Luzern, und Didier Halter, Sitten, für die Nachfolge von Thomas Wipf bekannt.

Am 14. Juni werden die Abgeordneten der SEK-Mitgliedkirchen in Herisau den Rat des Kirchenbunds für die nächsten vier Jahre wählen. Mit dem Präsidium sind vier Sitze zu besetzen, da sich bloss drei Bisherige wieder zur Verfügung stellen.

Gottfried Locher will die reformierten Kirchen in der Schweiz stärken und den Bedürfnissen der kleineren unter ihnen Rechnung tragen -– denn sie seien besonders auf einen starken Kirchenbund angewiesen. „"Doch nicht nur sie, sondern alle Mitgliedkirchen profitieren von einer verbindlichen evangelischen Kirchengemeinschaft in der Schweiz“", hielt Locher vor den Medien fest. Der Kirchenbund solle "„die Stimme des reformierten Christentums auf nationaler Ebene glaubwürdig, verständlich und gut hörbar einbringen. Ein profilierter Protestantismus liegt im Interesse unseres Landes".“

International vernetzt
Gottfried Locher (44) ist seit Ende 2007 Mitglied des Synodalrats der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Er hatte in Bern Theologie studiert und war 1993 als Pfarrer ordiniert worden. In der Folge doktorierte er über das Kirchenverständnis der Reformatoren und erwarb in London einen M.B.A. Sechs Jahre leitete Locher die Schweizer Kirche in der britischen Hauptstadt, ehe er beim SEK als Ökumene-Beauftragter arbeitete. Im Reformierten Weltbund und beim ÖRK wirkt er seit 2001/2002 leitend mit; 2006 berief ihn die Universität Fribourg ans Institut für ökumenische Studien.
Bei der Vorstellung seiner Kandidatur hielt Locher fest, dass der Kirchenbund "„immer im Namen seiner Mitgliedkirchen handelt und spricht“". Mit ihnen bekenne er den Glauben an Jesus Christus in Wort und Tat. "„Ein zukunftsweisendes Profil entsteht, wenn dieses Bekenntnis zeitgemäss und lebensfördernd wahrgenommen wird".“

Weichenstellung für den Kirchenbund
Synodalratspräsident Andreas Zeller sagte vor den Medien, das Gremium habe Locher „"einstimmig und aus Überzeugung"“ nominiert. Die Mitgliedkirchen hätten über die künftige Ausrichtung des Kirchenbunds zu entscheiden. „"Die laufende Verfassungsrevision des SEK muss dessen Rolle klären".“ Der SEK solle koordinieren und repräsentieren, „"aber auch vermehrt theologische Plattform darstellen. Darum benötigen seine Exponenten eine besondere theologische Befähigung und an der Spitze eine religiös-geistliche Prägung".“

Von den bisherigen Ratsmitgliedern kandidieren für die Amtszeit 2011-2014 der Baselbieter Peter Schmid, Kristin Rossier Buri aus der Waadt und der welsche Berner Lucien Boder. Angesichts der Rücktritte stellt sich –- über das Präsidium hinaus -– die Frage, wer die Reformierten von Zürich, der Ost- und Zentralschweiz ab 2010 im Rat des Kirchenbunds vertreten wird.

Lebenslauf von Gottfried Locher
Vortrag von Gottfried Locher über reformierte Identität (2006)
Gottfried Locher im Livenet-Interview: "„Wir brauchen eine reformierte Kirchengemeinschaft, grösser als unser Land“" (2005)