Handelt Gott in der Geschichte?

Die biblischen Berichte – auch jene von Wundern – sind glaubwürdig. Das Selbstzeugnis der Bibel ist ernst zu nehmen. Das Apostolikum bleibt unverzichtbar. Drei Vorträge zu diesen Themen und ein Abendmahlsgottesdienst verdeutlichten an der Tagung des «Netzwerks Bibel und Bekenntnis Schweiz», woher Christen Stärke und Klarheit zuwächst.

50 Personen fanden sich am 2. Juli im Kirchgemeindehaus Winterthur-Seen zur zweiten Tagung des «Netzwerks Bibel und Bekenntnis Schweiz» ein. Handelt Gott in der Geschichte? Auf die Frage ging die Theologin und Pfarrerin Hanna Stettler im ersten Referat ein.

Gott, mächtig in der Geschichte
Beten macht nur Sinn, wenn wir Gottes Eingreifen erwarten. Doch die naturwissenschaftliche Weltsicht, die die Welt als geschlossenes System sieht, wurde von Theologen übernommen. Im Versuch, den christlichen Glauben angesichts wissenschaftlicher Entwicklungen zu «retten», interpretierten sie die Wunder als Legenden, mit denen die Gemeinde Jesus als Gottes Sohn verkündigte. Die Bibelkritik führte dazu, dass alles Gewicht auf die Verkündigung gelegt wurde, als könne durch sie der Mensch vom «Wort» erreicht werden und zu seiner eigentlichen Existenz finden.

Diesen Denkwegen stellte Hanna Stettler mit Richard Bauckham und Martin Hengel «die Rückkehr der Augenzeugen» entgegen: Es ist plausibel, dass die altkirchlichen Überlieferungen wahr sind, aufgrund der Augenzeugenschaft der Evangelisten.

Bibelwissenschaft und Glaubenslehre gehören zusammen
Im zweiten Referat schilderte der Kirchengeschichtler Sven Grosse, wie es zur «zertrümmerten Bibel» kam. Er stellte Johann Philipp Gabler (1753-1826) vor, einen der Väter der Bibelkritik. 1787 beschrieb Gabler die biblische Theologie als eine von der Dogmatik (Glaubenslehre) unabhängige Wissenschaftsdisziplin.

Sven Grosse in Winterthur

Sie habe die allgemeinen Vorstellungen der Bibel von ihren zeitbedingten Einkleidungen zu unterscheiden, meinte Gabler. Die Dogmatik dagegen müsse die Vorstellungen jener Zeit in die aktuellen Vorstellungen der modernen Zeit übersetzen. Im Ergebnis wurde, so Sven Grosse, das Bibelwort auf religiöse Vorstellungen und Ideen der Propheten und Evangelisten reduziert, die für heutige Zeiten neu zu interpretieren seien.

Sven Grosse plädierte dafür, das Selbstzeugnis der Schrift ernst zu nehmen. Nach Jesu Worten (z. B. Johannes 5,39.46) ist er der Inhalt der Schrift. Mit Martin Luther: «Nimm Christus aus den Schriften, was willst du sonst weiter in ihnen finden.» Die christlichen Konfessionen stimmen laut Grosse darin überein, dass die Bibel durchgehend von Christus, bzw. dem dreieinigen Gott spricht – ein grosser Konsensus.

Unverzichtbares Apostolikum
Im dritten Referat wertete Pfarrer Willi Honegger das Apostolische Glaubensbekenntnis als unverzichtbar für die Kirche und ihren Glauben. Es ist Kern und Schlüssel für die Botschaft der ganzen Bibel, eine regula fidei (Glaubensregel) für die Auslegung der Bibel. Im Apostolikum findet sich der rote Faden der Heilsgeschichte von der Schöpfung bis zu Vollendung. Weil heutige Irrlehren den alten gleichen, bleibt das Bekenntnis eine eiserne Ration im geistlichen Kampf.

Quelle: Jürg Buchegger, www.bibelundbekenntnis.ch 
Die Referate nachhören

Eiserne Ration: Willi Honegger