«Gott heilt den Riss in der Schöpfung»
Die LKF-Tagung in Zürich am 8. Juni machte Mut, die Hoffnung aufs ewige Leben festzuhalten, angesichts der säkularen Blindheit fürs Jenseits und der zunehmenden Offenheit für Suizid. Es ist an den Christen, die Hoffnung zuversichtlich und froh zu leben und sie mitzuteilen.
Durch die Schöpfung geht ein Riss. Gott ist daran, ihn zu heilen und seine Welt zu erneuern. Wer ihm dies zutraut, hat Trost im Leiden und Sterben. Auf die Auferstehung von Jesus gründen wir unsere Hoffnung, im Gericht zu bestehen und in Ewigkeit zu leben. Die weitverstreuten Aussagen der Bibel fasste der Neutestamentler Pfr. Dr. Christian Stettler (Gächlingen SH) an der Frühlingstagung des LKF zusammen. Er schlug den Bogen vom Paradies-Garten zu der Stadt, in der Gott einmal ganz bei seinen Menschen sein wird.
Gott habe die Initiative ergriffen, ""die Schöpfung und uns Menschen zurückzugewinnen", sagte Stettler. In der Geschichte der Israeliten, mit Priestertum und Heiligtum, mit der Stadt und Herrschaft Davids wurde das Heil modelliert. "Die Wiederherstellung des Paradieses war immer wieder in Frage gestellt, aber Gott bekräftigte durch Propheten sein Ziel: eine erneuerte, vom Bösen gereinigte Schöpfung". Im Messias Jesus wurden die Verheissungen von Gottes Gegenwart auf der Erde Realität.
Das Heil angekündigt und realisiert
An Ostern begann mit der Auferweckung Jesu die neue Schöpfung. Bei ihrem endgültigen Durchbruch werden die Toten auferstehen. Stettler unterstrich, dass Juden und Christen an eine leibliche Auferstehung glauben: "Die gute Schöpfung Gottes wird nicht negiert, sondern vollendet". Schon hier, diesseits des Todes, ist die Kraft der Auferstehung zu erfahren. Und die in der gesamten Schöpfung verbreitete Sehnsucht nach der neuen Welt Gottes wird sich erfüllen.
Trost und Herausforderung
Laut Christian Stettler erhoffen Christen mehr als das Weiterexistieren der Seele. In den letzten Kapiteln der Offenbarung sind "alttestamentliche Bilder, die einander teils auszuschliessen scheinen, in ein grosses Gemälde integriert". Himmel und Erde werden neu - was unsere Vorstellungskraft übersteigt. Dabei kommt es nicht zu einer Ent-Weltlichung, sagte Stettler in Zürich, sondern Gott schafft und schenkt eine neue, herrliche Leiblichkeit. "Die Geschichte geht weiter, nun geprägt von Liebe und Freude".
Welchen Sinn haben die biblischen Aussagen über das Gericht vor dem Ende? Im neuen Jerusalem ist nichts unrein. "Es muss eine Scheidung geben, bevor die Neue Welt kommen kann". Die Menschen seien durch ihre "fortgesetzte Gottesferne, die auch in Taten Ausdruck findet, nicht bereit für die Neue Welt". Die neue Stadt öffne sich nur durch Jesus. Hoffnung, schloss Stettler, sei einerseits Trost in diesem nicht perfekten Leben, anderseits auch Herausforderung, die Erlösung anzunehmen und nach den Massstäben der neuen Welt zu leben.
Palliative Care braucht Seel-Sorge
Leiden, Sterben und Tod ragen schmerzhaft in die Diesseits-fixierte Postmoderne hinein. Bund und Kantone begegnen den Ängsten vor einem elenden Sterben, die Suizid-Organisationen Auftrieb geben, mit dem Auf- und Ausbau von 'Palliative Care'. Mit welchen ethischen Grundlagen geschieht das und wie verhält sich Palliative Care zur Seelsorge? Die Riehener Pfarrerin Martina Holder schilderte den Weg der britischen Hospiz- und Palliativ-Pionierin Cicely Saunders (1918-2005), die nach ihrer Hinwendung zu Christus ihre Arbeit mit christlichem Hoffen und verband.
Saunders rang um eine Sorge für Sterbende, die auch das geistliche Wohl im Blick hat. Sie sah in der geistlichen Begleitung (Spiritual Care) eine grosse Stärke der Palliative Care. An der Zürcher Tagung machte Martina Holder Mut, auch angesichts der Kostenfragen im Gesundheitswesen die Bedeutung der Seelsorge zu stärken und für die Palliative Care voranzubringen, "damit wir Freiheit haben, zu entscheiden". Sie verwies auf die Niederlande, wo Menschen, die gepflegt werden wollen, zunehmend den Druck spüren, ihr Leben durch Euthanasie (aktive Sterbehilfe) zu beenden.
Hände und Netze
Die verschiedenen Kirchen sollten Visionen für die Erneuerung des diakonischen Auftrags im Dienste der Mitmenschlichkeit entwickeln und in die Tat umsetzen, damit "sterbende und schwerkranke Menschen von der Kraft der christlichen Hoffnung berührt werden". Holder rief zum Aufbau regionaler Netzwerke auf. Christen und Christinnen dürften sich mutig auf Saunders beziehen, die als anerkannte Pionierin das christliche Gottes- und Menschenbild in die moderne Arbeit des Gesundheitswesens zurückgeholt habe. Jene, die sich nur noch als Last für andere sähen, komme so eine andere Botschaft von Würde und Hoffnung entgegen, die helfen könne, Sterben und Leiden in einem anderen Horizont zu sehen. Durch die Fürsorge und Begleitung anderer könnten sie auch diese Zeit des Lebens aushalten und annehmen.
Auferstehung im Herzen, auf den Lippen
Was haben Seelsorger wirklich Hilfreiches zu sagen? Der Zürcher Kirchenratspräsident Pfr. Michel Müller skizzierte in seinem Grusswort die Herausforderungen. Gegenüber Menschen, die sich als religiös mündig verstünden, sei es nicht möglich, "einfach die Wahrheit zu proklamieren". Doch mache sich die Kirche überflüssig, die den Menschen nur nach dem Mund rede. Michel Müller, Mitglied des LKF-Patronatskomitees, dankte dem Landeskirchen-Forum dafür, dass es sich der Fragen annehme.
In fünf Workshops besprachen die Teilnehmenden, wie die Hoffnung aufs ewige Leben im Kinderspital, in der Begleitung von Trauernden, bei Abdankungen und im Alltag Sprache findet und zum Ausdruck kommt. Eine Gruppe ging Jenseitsvorstellungen in Filmen nach. Eine Spitalpfarrerin betonte, dass am Lebensende Wesentliches geschieht. Der Prozess solle nicht abgeschnitten werden durch einen Suizid, mit dem auch Angehörige nicht zu Rande kommen. Pfarrerin Silvia Bolatzki unterstrich die Bedeutung biblischer Geschichten für schwerkranke Kinder. LKF-Präsident Alfred Aeppli zog ein Fazit: Kirchgemeinden, Begleitende und Seelsorger sollen die Auferstehungsbotschaft fortwährend in die Mitte stellen und sie den dafür offenen Menschen einfühlsam nahebringen