«Am dritten Tage auferstanden …»
In der Auferstehung von Jesus liegt der Kern
der neuen Welt. Gott schafft, indem er den Gekreuzigten
und Begrabenen auferweckt, die letzte Wirklichkeit.
Sie ist ewig durch die Überwindung des Todes.
Klar wird aber auch etwas Anderes.
– Gedanken zu Ostern.
Es entscheidet den Gang der Weltgeschichte, ob das Grab leer war oder nicht. So wahr Jesus als Mensch leiblich unter Menschen lebte (kein ernstzunehmender Historiker zweifelt daran), so ganzheitlich-leiblich muss die Auferstehung sein. Sonst ist sie Fiktion – die enttäuschendste Fiktion von allen. Christen wären die elendesten von allen Menschen, wäre Jesus von Nazareth nicht auferstanden.
Die Auferstehung Jesu übersteigt unser Denken und Fühlen. Was der Glaube imaginieren mag, reicht nicht an das Gewaltige des Geschehens heran. Gott in seiner ewigen Kraft und Heiligkeit erschafft an Ostern in Christus den Menschen und mit ihm die Welt neu – vollkommen, ganz der unfasslichen, überweltlichen Wucht seines Geistes entsprechend.
Weil die Auferstehung Raum und Zeit sprengt, kann sie nicht erfasst und in ein System eingefügt werden. Walter Künneth hat dies in seiner «Theologie der Auferstehung» ausgeführt. Sie fordert neue Denkwege und -formen. In ihrem Licht ist alles neu.
Christian Fürchtegott Gellert fasst es in unserer Sprache existentiell: «Christus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.»
Gibt es einen visionäreren Text als das 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs, in dem Paulus über Auferstehung schreibt? Denn an Ostern entscheidet sich alles. Gott wendet die Geschichte seiner Schöpfung mit dem grössten Wunder endgültig zum Guten, indem er schafft, was keine Macht mehr verwirren, zerstören und vernichten kann.
Doch mit der Verheissung, die Ostern für alle Menschen, alle Völker darstellt, ist auch das Andere für den Apostel unabweisbar klar: «Fleisch und Blut kann das Reich Gottes nicht ererben, noch erbt das Vergängliche die Unvergänglichkeit» (1. Korinther 15,50).
Das heisst: Anteil an der Neuen Schöpfung bekommt allein das, was Gott durch die Kraft der Auferstehung, die vor bald 2000 Jahren an Ostern in Jerusalem in die Welt einbrach, verwandelt.
So grandios die Schöpfung, das Universum ist, so kostbar unser Menschsein, unsere Kulturen sind: sie erlangen nicht Anteil an der Neuen Schöpfung, wenn nicht Gott durch seinen Geist sie erneuert.
Das Vergängliche mag sich nach Unvergänglichkeit sehnen, nach der «herrlichen Freiheit der Kinder Gottes» (Römer 8,21). Doch trägt es das Potenzial nicht in sich selbst. Was wir mitbringen und vorstellen an Identität und was wir aus uns heraus leisten, darstellen und aufführen, taugt nicht fürs Reich Gottes.
Nichts macht so froh wie Ostern. Nichts macht unsere Grenze, den Ernst unserer Lage, so klar wie Ostern. «Ich bin die Auferstehung und das Leben», sagt Jesus (Johannes 11,25). «Glaubst du das?»