• Reformierter Gottesdienst mit Zukunft

    Nicole Rochat, Ulrike Löffler und Ralph Kunz auf dem Podium.Teilnehmende im Gespräch.Neue Wege der Gottesdienstgestaltung: Sr. Doris Kellerhals.
    Prägungen und Chancen des reformierten Gottesdienstes kamen an der dritten Tagung des LKF am 9. Juni 2007 in Bern zur Sprache.

    Seit Zwinglis Reformation steht die Predigt im Zentrum des Gottesdienstes; durch sie sollen die Menschen dem gewaltigen und menschenfreundlichen Gott begegnen. Ralph Kunz, Professor für praktische Theologie an der Universität Zürich, betonte in seinem Vortrag die Offenheit des reformierten Gottesdienstverständnisses. Für Reformierte „ist Tradition nie sakrosankt“; es gelte, Liturgien zu schaffen, die der Erneuerung des Menschen dienen.

    Kunz, der in einem Buch Anregungen zu einem zukunftsorientierten „liturgischen Wildwuchs“ gesammelt hat, erinnerte an der LKF-Tagung vor 70 Personen an den erzieherischen Ansatz Zwinglis, der Zürich mit der Bibel umfassend läutern wollte. Die Vielfalt der heutigen Möglichkeiten rufe nach reformiertem Stilbewusstsein. Nichts soll „ablenken von der heiligen Mitte“. Eigentlich gehe es darum, „dass Gott uns durch und durch reformiert“. Kunz warnte vor dem Denken in falschen Alternativen (z.B. traditionelle / poppige Feier) und verglich das schöpferische Gestalten von Gottesdiensten einer Gratwanderung.

    Grundlegende Aspekte und neue Wege der Gottesdienstgestaltung wurden von drei Pfarrerinnen vorgetragen: Sr. Doris Kellerhals, Oberin des Diakonissenhauses Riehen, erläuterte den Beitrag von Gemeinschaften und Orden. Sie bezog Gottesdienst auf die drei anderen Grundäusserungen von Kirche (Gemeinschaft, Zeugnis und Diakonie) und wies darauf hin, dass Erweckungsbewegungen im Lauf der Kirchengeschichte alte Vorgaben mit erstaunlicher Kreativität für ihre Zeit fruchtbar machten.

    Nicole Rochat schilderte, wie sie in Neuenburg urbane Sensibilitäten und die Offenheit fürs Transzendente aufnimmt, mit dem Ziel, dass „Gott sich in der Fülle seiner Person“ zeige. Zwischen Predigt und Abendmahl notieren die Gottesdienstbesucher, was sie getroffen hat, und tauschen zu dritt aus. Das Dankgebet geht über in die Fürbitte. In Niederwangen bei Bern finden monatlich Gottesdienste statt, in der „offene und ehrliche Spiritualität“ Gestalt annehmen soll. Die Pfarrerin Ulrike Löffler, die diese Feiern mit einem grossen Team gestaltet, sagte, dass die junge Generation heute „keinen Anker mehr hat, keine Wahrheit, an der sie sich festhalten kann“. Sie plädierte für eine Vielfalt an Formen, um die unterschiedlichsten Menschen anzusprechen. „Sie wollen den transzendenten Gott erfahren, nicht nur von ihm hören.“

    In Workshops und einer Plenumsdiskussion wurden Aspekte des vielschichtigen Themas vertieft. Mehrere Teilnehmende sprachen den Reichtum anderer Kirchen an, andere mahnten zu Sorgfalt und liebevollem Umgang mit der Tradition.

    Vortrag von R. Kunz: Der Reformierte Gottesdienst
    Vortrag von Sr. Doris Kellerhals: Leitourgia
    Beitrag von N. Rochat: Vivre l’identité réformée avec un coeur
    évangélique

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