• Reformierter Gottesdienst: erkennbar oder beliebig?

    hc. Der Wortgottesdienst der Reformierten hat seine Berechtigung, aber unsere Kirche ist gut beraten, auch andere Grundformen gottesdienstlichen Feierns zu beachten, z.B. den liturgisch durchgestalteten eucharistischen Gottesdienst oder auch die erweckliche Versammlung.

    Ralph Kunz fragt in seinem Vortrag "Der reformierte Gottesdienst": "Darf man das Wort Gottes auch tanzen und trommeln, es mit modernen Mitteln hip-hopend aufführen?" Hier stellt sich die Frage nach der Erkennbarkeit christlichen Gottesdiensts. Können denn alle Stilrichtungen praktiziert und beliebig miteinander vermischt werden?

    Die Liturgie beschreibt einen zu durchschreitenden Weg, den Reformierte nicht beliebig aufführen und säkularisieren dürfen. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden. Die Gemeinde partizipiert am Weg Christi und gibt sich damit zu erkennen als zugehörig zum einen Leib und zu Seinem Leib. Wo dieser Leib zusammen tritt, ist Doxologie (Lobpreis), Anamnese (Erinnerung) und Epiklese (Anrufung) - sicher immer in konfessioneller Ausprägung - aber das Gesicht des Leibes Christi scheint auf.

    Die Anbetung verherrlicht Gott und heiligt den Menschen. Die anamnetische Dimension bindet zurück an die Geschichte Gottes mit Israel und dem Gottessohn und macht meine Geschichte lebendig. Die Epiklese ruft den Geist herab auf die Gaben, das Predigtwort, die eucharistischen Gaben und die Gemeinde. Da sind einige kritische Rückfragen an die ‚ecclesia semper reformanda‘: Lassen wir uns sammeln, darf unser Gott gross sein, wollen wir Communio und somit Teil des Volkes Gottes werden, sind wir solidarisch mit den Leidenden und sind wir bereit zu gehen?
     

    Ralph Kunz: Der reformierte Gottesdienst
    Alfred Aeppli: Innovation und Tradition des Gottesdienstes 'mitten im Dorf'
    Bernd Wannenwetsch: Die politische Dynamik der Liturgie in Fürbitte, Friedensgruss und Abendmahl
    Willi Honegger: Das Apostolikum im Gottesdienst

     

    Seit Zwingli steht der reformierte Gottesdienst im Zeichen der Predigt. Relief der Tür am Grossmünster.