Paaren und Familien wirksam helfen

Verwirrt und verunsichert suchen Paare in der postmodernen Gesellschaft ihr Glück. 2012 hat die erfahrene Paarberaterin Nancy Decorvet eine fundierte christliche Charta zur Ehe gefordert. Ihr Plädoyer:

Durch den Verfall des Ehe- und Familiengewebes sind wir in eine schwierige Lage geraten. Wir sollten es wagen, Stellung zu beziehen und den Verantwortlichen sorgfältig erwogene Werkzeuge in die Hand zu geben. Vorab gilt es die Mechanismen zu erfassen, die der Selbstverliebtheit gesellschaftlich Auftrieb gegeben haben. Sonst geht uns das Mitgefühl für die Ansprüche, Frustrationen und das selbstzerstörerische Verhalten von Männern und Frauen von heute ab und wir haben nichts zu sagen.

Es gibt verschiedene Lebensformen von Paaren und Familien. Ist dies wahrgenommen, müssen wir eine theologische Charta schreiben, die ein Fundament für Ehepaare bildet. Die Zeit drängt. Unsere reformierten Kirchen in der Romandie nehmen die soziologischen Ursachen manchmal hellsichtig wahr, stossen aber nicht zur Wurzel des Übels vor. Ohne die Schrift als letzte Autorität geben sie keine wirksame Abhilfe.

Treten wir mit unserer Charta zur Ehe an die Öffentlichkeit! Unsere Liebe gilt Paaren und Familien unabhängig von ihrer Lebensform. Aber wir haben klar zu sagen, was wir für richtig halten. Es ist Zeit, den Paaren unserer Kirche eine solide Grundlage anzubieten. Auf ihr können sie Erlösung, Vergebung, Umkehr, Versöhnung und Wunder erleben – alles was uns vom Kreuz und vom Sieg über den Tod her zufliesst.

Zweierlei scheint mir vordringlich:

• Sexualität. Die geschlechtliche Identität des Mannes und der Frau wird heute von der Gender-Bewegung als mehrdeutig und offen hingestellt. Nun mögen nette Bücher, die Standard-Profile von Mann und Frau bieten, jungen Menschen helfen, die in dieser totalen Verwirrung verloren sind. Das eigentliche Problem lösen sie aber nicht. Denn die Wurzel der Gender-Welle liegt tiefer. Auch da ist theologische und fach-übergreifende Arbeit von uns gefordert.

• Stellen wir uns der Ratlosigkeit der Frauen, die die Scheidung fordern. In den allermeisten Fällen tun sie es aus Verdruss über den Mann, der sich angesichts ihrer Berufstätigkeit unfähig erweist, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben echte Fragen. Die jungen Christinnen von heute müssen uns sagen, wie die Bombe zu entschärfen ist, die in der Spannung liegt, dass Frauen sich als total autonom verstehen müssen und zugleich nicht leben können, ohne von ihrem Mann geliebt zu werden. Hilfe erwarten ausserdem die Wochenend-Väter, die dem Suizid nahe sind oder einen Hungerstreik erwägen, um ihre Rechte an den Kindern einzufordern…

Müsste die Antwort des Landeskirchen-Forums nicht auch in einer Gemeindestruktur liegen, die auf die Familie ausgerichtet ist? Das haben mein Mann Philippe und ich immer angestrebt. Vieles wird so möglich: miteinander leben an Wochenenden und auf Reisen, die Generationen in Gottesdiensten zusammenbringen, Jugendliche zum Kinderhüten anleiten… Es gibt viel zu tun. Nehmen wir die Herausforderung an!

Nancy Decorvet, lic.phil., ist Autorin mehrerer Bücher. Sie hat mit ihrem Mann Pfr. Philippe Decorvet seit Jahrzehnten Paare begleitet und Seminare gehalten. Sie lebt in Corseaux VD.