Gebet als Pulsschlag geistlichen Lebens

Gebet ist ein Schatz, in der Gemeinde zu heben zu gemeinsamer Freude und grösserer Kraft. Die Tagung des Landeskirchen-Forums am 21. März in Aarau machte Mut, im Beten mehr zu entdecken.

Das Gebet hat eine immense Spannweite, ist spontan oder sorgfältig gestaltet, ist intimes Zwiegespräch des Einzelnen mit Gott -– und Eintauchen in die weltumspannende Gemeinschaft (Unser Vater). Der Aargauer Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg wies in seinem Grusswort darauf hin, dass Gebet in der Gemeinde für Gotteslob Raum schafft, für „"Versöhnung mit sich selbst und den Menschen"“, dass es gemeinsamer Hoffnung Ausdruck gibt. Als Betende sind Menschen ganz bei Gott und gleichzeitig ganz bei sich, sagte Weber. „"Wir sind nie so ganz Mensch wie im Gebet."

Frischluft
Gebet schliesst der Gemeinde Neues auf, in der Diakonie wie in geistlicher Leitung. LKF-Präsident Alfred Aeppli: „"Was sind wir als Kirche von innen heraus, so dass wir Herausforderungen von aussen bewältigen können?"“ Es gelte das Handeln Gottes und das menschliche Tun zu verbinden. Eine Predigtreihe übers Gebet in der Gemeinde habe in ihr wie ein Frischluftstoss gewirkt. Agnes und Edi Wäfler, die durch den Tag führten, hoben auf die verbreitete Neigung zum Machen und Organisieren ab: „"Aber Gott will zuerst Beziehung."“ Agnes erinnerte daran, "„dass Gott als Vater weiss, was du brauchst, bevor du ihn angehst. Deine Bitte kommt eigentlich immer zu spät.“"

Für die Gemeinde, für mich und dich
Peter Höhn, Gebetsleiter von Campus für Christus, schilderte in seinem Vortrag das Gebet als Weg zur persönlichen Gottesbeziehung, als Weg für die Gemeinde, geistliche Weisung und Leben aus Gott zu empfangen, und als Geheimnis, das erforscht werden will. Im Neuen Testament wird, so Höhn, sehr oft zum Danken aufgerufen -– und weniger zu Worship. Die ersten Christen baten um tiefere Erkenntnis Gottes, seiner Grösse, seines Willens. „"Beten wir dafür, dass wir Gott noch besser kennen lernen?"“ Paulus habe für die Gläubigen wachsende Liebe mit Feingefühl erbeten, sagte Höhn: Gebet fördert die Beziehungsqualität in der Gemeinde (Philipper 1,9-11; Kolosser 2,1-2).

Beten hat mehr Dimensionen: Die Teilnehmenden im Bullingerhaus Aarau.

Gebet als Tür- und Augenöffner
Zudem ersuchte der Apostel um Fürbitte, damit er das Geheimnis Christus mitteilen könne; Gebet fokussiert auf die Zeugniskraft der Gemeinde (Epheser 6,10-20). Höhn erzählte vom Diakon der Basler Thomaskirche, der betete: „"Herr, zeige uns den diakonischen Auftrag, den wir als Kirchgemeinde haben."“ Es waren Ausländer, die nach diesem Gebet den Christen als erste begegneten; daraus erwuchs ein neuer Schwerpunkt der Gemeindearbeit. Weiter, so Höhn, empfangen Betende Schutz: "„Wir können füreinander beten, um bewahrt zu werden vor Menschen, die uns die Energie rauben und von den Aufgaben ablenken.“"

Kultur des Gebets
Der Referent machte Mut, konkrete Weisung von Gott zu erwarten, um das Evangelium wirkungsvoll weiterzugeben und Menschen zu dienen. Geistliches Leben ist zwar nicht machbar, doch zu erbitten. „"Wir setzen Zeichen, dass wir auf Gottes Gnade angewiesen sind."“ Manche könnten stellvertretend beten, wenn andere arbeiteten. Es gelte, sagte Peter Höhn, eine Kultur des Gebets zu fördern -– ­ ­ ­ nicht nur eine Stunde pro Woche -– "„und die Gemeinde mit allen Mitteln zum Gebet zu ermutigen“."

Dabei solle das Team mit den vorhandenen Ressourcen starten und sich von der Frage leiten lassen: Wo ist Gott mit uns als Gemeinde dran? Die Betenden müssten "„loyal sein zum Gesamtsystem, ein Herz haben für die Landeskirche mit ihren Schlagseiten“." Sie sollten nicht subversiv, sondern als Vertrauenspersonen der Leitung agieren. Auf eine Frage betonte Höhn, dass es nicht auf die Form ankommt: „"Gott rückt unsere unvollkommenen Gebete zurecht."
Folien des Vortrags von Peter Höhn als PDF

Gottesdienstliches Feiern
Es gibt nichts Gutes ausser man tut es. Den Vormittag krönte ein liturgisch gegliederter Gang durchs Unser Vater mit Gebeten und Liedern (kyrie eleison), dem ‚"Shema Israel"‘ und dem Credo. Zettel mit erkannten Sünden wanderten in einen Shredder. Sabrina Buri begleitete die Versammelten am Piano. Beten gleicht einer Nagelprobe von Gottes Reich, sagte Alfred Aeppli. Beter üben, in ihrem Planen und Tun Jesus ähnlicher zu werden. Der Einsatz fürs Reich bedeutet, „"Widerstand zu leisten, wo seine Grundsätze verletzt werden“." Gebet ist auch Ringen mit Versuchungen. Hans Corrodi stellte Jesus als Überwinder-Vorbild hin. Die Antwort im Taizé-Lied: "„Jésus le Christ, lumière intérieure, ne laisse pas mes ténèbres me parler."

In der Abhängigkeit von Gott aktiv werden
Am Nachmittag konnten zwei aus fünf Workshops besucht werden. Die Bundeshausbeterin Annette Walder (Gebet für die Schweiz) machte deutlich, wie Gebet für Politik und Gesellschaft neben das Beten in der Gemeinde tritt. Pfr. Bruno Waldvogel und Urs Stricker von der Gellertkirche Basel führten ins Hörende Gebet ein, das darauf gerichtet ist, Gott aktuell reden zu hören. Die Teilnehmenden erhielten Gelegenheit, es zu üben. Pfr. Heinz Schmitt legte dar, wie Gebet für Heilung in der Gemeinde initiiert und gestaltet werden kann. Susanna Rychiger (24-7CH, Thun) stellte einen neuen Gebetskurs vor; Elsbeth und Xandi Bischoff von Don Camillo (Montmirail) leiteten zum gregorianischen Singen von Psalmen an. Ohne Gebet ist Gemeinde nicht, was sie sein soll; die Aarauer Tagung machte Mut, im Gebet mehr zu wagen.