Evangelisation für die Zukunft der Landeskirche

Sind die Christen noch überzeugt, dass das Evangelium eine gute Nachricht ist? Das LKF machte am 7. November 2007 in Zürich Mut zu alltagsnaher Evangelisation. Die Tagungsteilnehmer beschlossen eine Resolution zu ihrem missionarischen Auftrag. Eine neue Gewichtung des missionarischen Auftrags sei nötig für die Profilierung im multikulturellen Umfeld.

«Die reformierten Schweizer Landeskirchen leiden an der Basis unter einer Ausdünnung von Glaubensinhalten und verlieren gleichzeitig an gesellschaftlicher Relevanz». heisst es in der Resolution. In den 10 Punkten wird unter anderem festgehalten, dass „Mission aus einem Lebensstil wächst, der vom Evangelium geprägt ist“. Das Landeskirchen-Forum ruft die reformierten Synoden auf, „in jeder Landeskirche ein Amt für missionarische Gemeindeentwicklung zu schaffen, das die Weitergabe des Evangeliums und die Einladung zur Nachfolge Jesu Christi fördert“.

Wenn christlich nicht mehr normal ist…

Prälat Ulrich Mack, Leiter der evangelischen Landeskirche in Stuttgart, schilderte in seinem Vortrag den Umschwung in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Seit der Synode von 1999 wird wieder über Mission und Evangelisation gesprochen. Er betonte, es liege „im Wesen der frohen Botschaft, dass sie hinausgerufen und laut verkündigt wird“. Von der Reformation her solle jede Christin und jeder Christ über den Glauben nachdenken und Auskunft geben können.

Ulrich Mack

Vom Pietismus des 17.-19. Jahrhunderts,  der dies förderte, zehrt die Württemberger Landeskirche noch. Ihr Stuttgarter Vorsteher gab sich dankbar für die „Möglichkeiten, die die Kirche heute hat“, ohne die Entkirchlichung seit der Aufklärung zu beschönigen. Drastisch verlief sie in der DDR. Was sie sei, wurde eine Frau in Leipzig gefragt, christlich oder atheistisch? Die Frau, so Mack, antwortete: „Wie, was, christlich, atheistisch – ich bin normal, halt.“

Jesus – oder lieber Bach?

Wenn heute in und neben der Säkularisierung Religiöses wieder Thema wird, sind die Kirchen besonders herausgefordert. Mack fragte: „Wie wird aus einem spirituellen Gefühl Glaube? Wie werden an einem Kultur-Event Interessierte Christen? Wie wird aus einer Johann Sebastian Bach verehrenden Gemeinde eine Jesus Christus verehrende Gemeinde?“ Der Theologieprofessor Eberhard Jüngel habe mit seinem Vortrag vor der EKD-Synode 1999 formuliert, dass Kirche über sich hinauszugehen habe: Wenn die Kirche noch ein pulsierendes Herz hätte, „würden Evangelisation und Mission den Herzschlag der Kirche in hohem Mass bestimmen“.

Gemeinden mit Profil

Ulrich Mack ging auf vier Punkte näher ein, die eine wachsende Kirche auszeichnen: Ein sprachfähiger Glaube, einladende Gottesdienste, „Kinderstuben des Glaubens“, in denen Erwachsene das Leben mit Christus entdecken können, und Gemeinden mit klarem Profil sind Bereiche, in denen die Landeskirchen zulegen sollten. Dabei mahnte Mack, nicht auf kirchliche Programme und Leistung zu setzen, sondern „Wachstumskräfte, die Gott schenkt, wahrzunehmen“.

Zu ihrer Profilierung erwägen deutsche Landeskirchen auch die Anerkennung und Förderung von Personalgemeinden, die sich nicht örtlich, sondern über die Leiterperson definieren. Das EKD-Papier „Kirche der Freiheit“ formuliert als Perspektive kühn, dass 2030 nur noch die Hälfte aller Gemeinden durch den Wohnort bestimmt sind. Mack betonte, dass der Gleichgültigkeit in der Gesellschaft – und der entsprechenden Resignation in der Kirche – ein Klima des Glaubens entgegenzustellen sei. Die Kirche solle „Menschen aus einer wabernden Religiosität herausführen und ihre Identität an Christus binden“.

"Beobachten, wie sich der Glaube im Leben auswirkt"

Die Jegenstorfer Erwachsenenbildnerin Verena Aeppli-Kobel bietet Kurse an, die präzis auf Bedürfnisse und Sinnfragen von Paaren, Frauen und Erziehenden zugeschnitten sind. Esther Rüegger-Kaspar berichtete von Mitarbeiterforen in der Kirchgemeinde Winterthur-Seen. Diese Foren, Abende mit einer Mahlzeit, Lobpreis, Referat, Diskussion und Gebet, ermöglichen den 20-35 Teilnehmenden, „ungezwungen andere Christen kennenzulernen und zu beobachten, wie sich der Glaube in ihrem Leben auswirkt“. Es gehe um praktische Hilfe, um Mentoring („ich ha gmerkt, im Ernstfall verhebet’s“).

Kathrin Reusser von der Fokolargemeinschaft Zürich und der reformierte Ökumene-Beauftragte Peter Dettwiler schilderten das wachsende Miteinander von christlichen Bewegungen und Kommunitäten im Prozess zwischen ihren Europa-Treffen in Stuttgart 2004 und 2007. Am Nachmittag besprachen und verabschiedeten die Teilnehmenden eine Resolution zum missionarischen Auftrag der Kirchen, die vom Ausschuss des Landeskirchen-Forums vorbereitet worden war.

Vortrag von Prälat Ulrich Mack: Der missionarische Auftrag - Perspektiven einer wachsenden Kirche
LKF-Resolution zum missionarischen Auftrag der Kirche